Bei der Gruppe von Infektionskrankheiten, die man,
weil sie mit typischen Hautausschlägen einhergehen, auch
als akute Exantheme bezeichnet, wie Scharlach, Masern,
Röteln, zeigen sich in den einzelnen Epidemien gewisse
Verschiedenheiten im Svmptomenbild, besonders auch in
Bezug auf die Hauterscheinungen, sodaß manchmal sogar
Zweifel in der Diagnose auftreten können. Auch individuelle
Eigentümlichkeiten spielen hei den einzelnen Kranken eine
Rolle und erschweren oft die Erkennung der Krankheit.
Namentlich ist dies häufig der Fall, wenn es sich um die
Unterscheidung von Masern und Röteln handelt, die sich
ja im Krankheitsbilde und - Verlauf sehr nahe stehen. Meist
ist das Rötelexanthem großfleckig und neigt nicht zum Kon-
fluiereu, sodaß es mit Masernausschlag verwechselt werden
kann. Es kommen aber auch kleiufleckige Eruptionen bei
Röteln vor mit einer gewissen Neigung zusammenhängende,
gerötete Hautpartien zu bilden, sodaß bei der hochroten
Beschaffenheit derselben der Verdacht auf Scharlach rege
wird, zumal, wenn die Eruptionen im Gesicht, an Nase und
Lippen nicht genügend berücksichtigt werden oder gering
sind, zwar ein Rachenkatarrh besteht, aber Schnupfen, Con
junctivitis, Laryngitis und Bronchialkatarrh in den Hinter
grund treten. Möglicherweise reihen sich hier auch die
Epidemien ein, welche in Amerika und Rußland beschrieben
sind, bei denen eine sog. »4te Krankheit« angenommen
wurde, die sich zu Scharlach verhalten haben soll wie Röteln
zu Masern.
In diesem Jahre kam in der städtischen Krankenanstalt