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Für die meisten bislang publicierten Fälle von missed
labour und abortion läßt sieh eine einwandfreie Erklärung
der abnormen Verhaltung nicht geben. Trauma und Peri
tonitis ganz besonders, — in meiner Zusammenstellung findet
sich Trauma 5 mal, Peritonitis oder peritonitische Processe
6 mal— dann allgemeine Schwäche nach zahlreichen Schwanger
schaften oder großen Blutverlusten, Syphilis, Endometritis,
RetroHexio, Placenta praevia, Eierkrankungen usw. spielen
in der Aetiologie von missed labour und abortion eine Rolle.
Alle genannten Ursachen vermögen aber viel leichter den
Tod der Frucht als die abnorme Verhaltung der toten Frucht
zu erklären. Man darf wohl annehmen, daß in vielen Fällen,
wenn nicht in den meisten, die Ursache des Todes der
Frucht auch die Ursache der intrauterinen Retention abgibt.
Bei Traumen, peritonitjsehen Processen, allgemeiner Körper
schwäche und Syphilis will es uns wohl einleuchteu, wenn
Muskel- und Nervensystem der Gebärmutter eine solche
Schwächung durch diese Ursachen erfahren, daß daraus der
Tod der Frucht und die Retention der toten Frucht resul
tieren.
Also: ein Schaden im Nervenapparat und in der
coutraktilen Substanz des Uterus — das sind die beiden
Hauptmomente, die alles erklären lassen, nnd die wir des
wegen bei der Aetiologie von missed labour und abortion für
alle Fälle als Hypothese an wenden können. Wie allerdings
die pathologischen Verhältnisse bei einer solchen Schwächung
des Uterus sind, ist einstweilen gänzlich unklar und bleibt
der Zukunft zur Erforschung Vorbehalten.
Zum Schlüsse bliebe noeb übrig, die praktisch wich
tigsten Tatsachen, die sich aus dieser Abhandlung ergeben
haben, zusammenzustellen.
Für die Diagnose ergaben sich keine weiteren Gesichts
punkte als die schon früher erwähnten, wohl aber für die
Therapie.
Betrachten wir hieraufhin die Fälle aus der Gießener
Klinik, — die therapeutischen Angaben bei den Fällen aus
der Literatur sind meistens zu mangelhaft, weshalb ich sie
übergehe —, so sehen wir zunächst, daß 3 mal eine spontane