Full text: Ein Beitrag zur Lehre der Chorea chronica progressiva (Huntington'sche Chorea)

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gestört. Zu erwähnen ist Seiner das Bestehen von Dermo- 
graphie, sowie das Auftreten eines diffusen Erythems bei 
Erregungszuständen. — Psychisch ist es zu einer excessiven 
Reizbarkeit und vorgeschrittener Demenz gekommen. — Eine 
22 jährige Tochter der Kranken ist schwachsinnig und zeigt 
den Beginn von Zuckungen, eine Bestätigung für die An 
sicht Heilbronners, daß die Krankheit in den folgenden 
Generationen in früherem Lebensalter auftrete als in den 
vorhergehenden. 
Auf der Versammlung des psychiatrischen Vereins der 
Rheinprovinz zu Bonn im Jahre 1005 stellte Westphal 
einen Fall vor, der im Anfangsstadium Grund zur Ver 
wechslung mit der multiplen Sklerose gab: 
Patientin leidet seit 12 Jahren an reizbarem Wesen 
und Wahnvorstellungen. Vor 7 Jahren wurde sie in An 
staltsbehandlunggenommen. Damals war der Gesichtsausdruck 
starr, die Sprache schwerfällig und der Gang steif und un 
sicher, sodaß sie häufig hinfiel. Die Schnenreflexe waren 
lebhaft gesteigert, mitunter bestand Fußklonus. Bei dem 
Versuch, die ausgestreckten Arme einem bestimmten Ziele 
zu nähern, trat in Armen und Händen ein Tremor auf, 
ähnlich dem Intentionstremor der multiplen Sklerose. Vor 
einem halben Jahr traten zum ersten Mal unzweifelhaft 
choreatische Bewegungen in den Händen auf. Bei nun 
mehrigen genauen Nachforschungen über etwaige Heredität 
stellte sich heraus, daß in den letzten drei Generationen 
der Familie acht Fälle von Chorea existierten. — Seitdem 
die choreatischen Bewegungen aufgetreten sind, ist eine 
Besserung im psychischen Verhalten eingetreten und nur 
noch eine leichte Gedächtnisschwäche zurückgeblieben. — 
Westphal führt die anfänglich der multiplen Sklerose 
ähnelnden Bewegungen auf Muskelspannungen zurück, die 
von der Patientin in der Absicht, die uncoordiniert auf 
tretenden Bewegungen zu verhindern, ausgeführt wurden. 
In einem von Peachele in »The Lancet« (II . 1005) 
mitgeteilten Fall entsprach der klinisch völligen Verblödung 
eine ausgesprochene Atrophie der Frontallappen und über 
haupt des ganzen Gehirns sowie der Arterien.
	        
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