Full text: Ein Beitrag zur Lehre der Chorea chronica progressiva (Huntington'sche Chorea)

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Willen und bei intendierten Bewegungen völlig zu unter 
drücken. Im Schlafe cessieren die Bewegungen nicht immer 
und hört man zuweilen Zungenschnalzen und Zähneknirschen. 
Babinsky’sches Phänomen ist nicht vorhanden, der Schmerz 
sinn bedeutend herabgesetzt. — Die Beteiligung der Gemüts 
sphäre giebt sich in starker Reizbarkeit und Nervosität kund. 
Die Kranke nimmt sich alles sehr »zu Herzen.« Das Ge 
dächtnis hat beträchtlich abgenommen. Therapeutisch blieb 
jeder Erfolg aus. 
Im Jahre 1905 berichtet Mackey in Medical News, 
(Vol. 85, No. 11) das Auftreten der großen Zahl von 18 
Fällen in einer Familie innerhalb vier Generationen. Die 
Familien wiesen einen großen Kinderreichtum auf von durch 
schnittlich 10—15 Geschwistern. Das männliche und weib 
liche Geschlecht machte an der Beteiligung keinen Unter 
schied. 
Ein in mancher Hinsicht bemerkenswerter Fall Hun- 
tington’scber Chorea wird von Fiebers im »Centralblatt 
für Nervenheilkunde« (Bd. 16, 1905.) mitgeteilt. 
In der Ascendenz der 50 jährigen Frau, A. K., ist eine 
in Betracht kommende hereditäre Belastung nicht zu er 
mitteln. Vor 6 Jahren stürzte sie auf den Hinterkopf, und 
ein halbes Jahr später stellte sich Zittern und Zucken in 
beiden Händen ein. Die zwecklosen unwillkürlichen Be 
wegungen habeu sich auf Gesicht, Rumpf und untere Ex 
tremitäten ausgebreitet. Rechtsseitig besteht eine leichte 
Parese, namentlich des Beines. Die Zuckungen geschehen 
in langsamem Tempo im Gegensatz zu den blitzartigen bei 
der Sydenham’schen Chorea: sie sistieren im Schlaf und 
lassen sich bei intendierten Bewegungen unterdrücken, wo 
bei an ihre Stelle ein feinschlägiger Tremor tritt. Die cho 
reatische Unruhe der Stammuskulatur und Beine tritt erst 
beim Geben in Erscheinung, also dann, wenn die zur Er 
haltung des Gleichgewichtes dienende, regulatorischen Ap 
parate, vor allem des Kleinhirns, vermehrt in Tätigkeit zu 
treten haben Die kräftig entwickelte Muskulatur ist hyper 
tonisch, bei passiven Bewegungen treten lebhafte Spasmen 
auf. Die Sprache war schon frühzeitig in hohem Grade
	        
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