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tänzelnd. Bei Anreden des Kranken nehmen alle Bewegungen
erheblich an Intensität zu. Sehnenreflexe, besonders Knie-
phänomene sehr lebhaft. Sonst ergibt die organische Unter
suchung keine bemerkenswerten Veränderungen.
Die psychische Affektion äußert sich in Geistesschwäche
und Gedächtnisabnahme. Die Stimmung ist gleichgültig.
Die beiden folgenden Fälle sind in der I.-D. von
Meitze r (Königsberg 1903) beschrieben.
Fall I.
B. A., 47 Jahre alt, stammt aus einer Choreafamilie.
Früher immer gesund, stürzte er vor 9 Jahren in einen
Steinbruch, und ein Jahr später begann das Leiden mit un
gewollten Bewegungen, zunächst in den Beinen. Dieselben
ergriffen nach und nach die gesamte quergestreifte Musku
latur. Im Schlafe cessieren die Bewegungen, ebenso hei
intendierten Bewegungen und lassen sich durch Willens
impuls unterdrücken; dagegen nehmen sie bei psychischen
Erregungen zu. Die vorhandene Sprachstörung ist gering
gradig. Die elektrische und mechanische Muskelerregbarkeit
ist nicht geändert. Die Patellarreflexe sind gesteigert. Die
Sensibilität ist normal. Brust- und Bauchorgane sind gesund.
In psychischer Hinsicht besteht Schwachsinn. Das Gedächt
nis ist nicht erheblich gestört Auffällig ist eine außeror
dentliche Schwäche im Rechnen. Die Stimmung ist eupho
risch, der Kranke gutmütig und nicht reizbar.
Fall II.
G. J., 71 Jahre alt. Anamnestisch ist eine erbliche
Belastung nicht zu ermitteln. Patient erlitt vor 17 Jahren
einen Schädelbruch und im Gefolge desselben traten chorea
tische Zuckungen ein, anfänglich im Gesicht, später auch
in den Armen und Beinen. Die motorische Unruhe betrifft
jetzt die gesamte Muskulatur. Besonders intensiv sind die
Sprachmuslseln befallen. Im Schlafe, bei intendierten Be
wegungen und bei beabsichtigter Unterdrückung hören die
Zuckungen auf. Elektrische Erregbarkeit der Muskeln nor
mal, mechanische gesteigert. Schon bei leisem Klopfen
tritt eine deutliche, starke Contraktiou des getroffenen Muskel,
bündels ein. Patellarreflexe sind gesteigert. Die organische