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rend in Wirklichkeit die Andeutungen der Krankheit schon
seit 1 Jahr vorhanden gewesen seien. Seit 2 Jahren besteht
Arbeitsunfähigkeit. Rumpf, Kopf, Arme und Beine sind
von choreatischen Bewegungen ergriffen. Die Augen werden
abwechselnd geschlossen und unter Stirnrunzeln wieder ge
öffnet. Die Zunge wird ruckartig vorgestreckt und wieder
zurückgezogen. Die Sprache wird stoßweise vorgebracht
und ist kaum zu verstehen. Das Zwerchfell ist ebenfalls
mit plötzlichen Kontraktionen beteiligt. Der Gang ist tau
melnd, wie der eines Betrunkenen.
Die Alteration der Psyche äußert sich in starker Schwatz
haftigkeit und erheblicher Abnahme des Gedächtnisses. Bei
Gemütserregungen, wie z. B. bei der ärztlichen Untersuchung,
wird die Gliederunruhe zu einem beständigen Zappeln und
Tänzeln gesteigert. Das Schreiben geschieht mit großer
Umständlichkeit und ist unleserlich, zum Teil abgehackt,
zum Teil ausgefahren. Im Allgemeinen herrscht eine gleich
gültige und teilnahmslose Stimmung vor.
Fall III.
Eine Stiefschwester des Vaters von L. M. (Fall I), die
60jährige Wäscherin M. St., will sich immer unter schweren
Entbehrungen und vielem Kummer durchs Leben geschleppt
haben. Besonders habe sie viel unter der Roheit ihres
Mannes zu leiden gehabt, der schließlich au einer Geistes
krankheit gestorben sei. Ihre Krankheit bestehe seit 14
Jahren, seit 6 Jahren sei sie arbeitsunfähig. — Die Kranke
macht bei der Untersuchung einen traurigen Eindruck, wie
sie so im Bett mit angezogenen Knieen hockt und diese mit
ihren Armen umschlingt. Der Körper befindet sich in steter
Unruhe. Will man ihr die Beine gerade strecken, so gerät
sie in große Erregung, beißt, schlägt um sich und zieht sie
schnell wieder zurück. Kopf, Mund, Zunge nehmen an der
choreatischen Unruhe teil. Der Gang ist nur im Erregungs
zustände für einige Schritte möglich. Reflexe sind lebhaft,
Fußklonus ist vorhanden. — Psychisch bildet die Kranke
das Bild vorgeschrittener Demenz. Sie gibt total verkehrte
Auskunft über ihr Alter, ihren Aufenthalt usw. Schreiben