24
oder so geringe Lungenerscheinungen, daß sie als völlig
unverdächtig gelten konnten.
Zwei von diesen waren Scharlachrekonvaleszenten, im
Alter von 11 und 13 Jahren, bei denen die klinische Unter
suchung keinen Anhaltspunkt für Tuberkulose ergab. Bei
dem einen Patienten N. könnten allerdings als etwaiges
Verdachtsmoment die hereditären Verhältnisse angeführt
werden: „Großmutter an Lungenleiden gestorben, Mutter
war ein halbes Jahr lang lungenkrank, es blieb bei ihr später
ein trockener Husten zurück, ein Bruder starb klein an
Skrophulose.“ Bei dem anderen Patienten L. fand sich nicht
der geringste Anhalt für die Annahme von Tuberkulose,
nur gab die später aufgeführte Pirquet’sche Reaktion ein
zweifelhaftes Resultat, das jedenfalls nicht als absolut negativ
anzusehen war.
Die dritte Patientin P. war wegen einer Angina im
Krankenhaus. „Hereditär keine Belastung, sehr kräftiges
gesundes Aussehen. Mit 12 Jahren will Patientin nach einem
Stoß in den Rücken 6 Wochen lang zu Bett gelegen und
Blut ausgehustet haben. Über der rechten Lungenspitze
etwas rauhes, längeres Exspirium, als links.“ Auf die zur
Kontrolle vorgenommone subkutane Injektion von 0,005
Tuberkulin keine Reaktion. Patientin mußte danach also
als Nichttuberkulös gelten. Zur Erklärung des positiven
Ausfall der Ophthalmoreaktion könnte hier vielleicht von
Wichtigkeit sein, daß bei der Patientin beiderseits eine
leichte Konjunktivitis bestand und daß dadurch eine gewisse
Überempfindlichkeit vorhanden war, auf die auch Epp en
stein, Blüm.el undClarus, sowie Blum und Schlippe
schon aufmerksam waren. Eppenstein erhielt bei 3
klinisch unverdächtigen Patienten mit bestehender Konjunk
tivitis positive Reaktion, er weist darauf hin, daß eine schon
gereizte Bindehaut für chemische Einwirkungen jeder Art
besonders empfindlich sei und daß daher die Ophthalmo
reaktion bei solchen Fällen mit großer Vorsicht aufzufassen sei.