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vermißten. Cohn erhielt im Gegensatz zu den leichteren
Phthisen bei 50% der schwersten Fälle keine Ophthalmo
reaktion, wozu er bemerkt, daß schwere Phthisiker bekannt
lich auch oft der subkutanen diagnostischen Tuberkulin
injektion gegenüber unempfindlich sind, ohne daß dadurch
deren diagnostischer Wert Einbuße erlitte.
Worauf dieses Ausbleiben der Reaktion bei kachektischen,
moribunden Phthisen beruht, ist noch nicht völlig klar
gestellt. Daß es nicht ein rein zufälliges Ergebnis war,
wurde von Calmette, der fand, daß Tiere im letzten
Stadium der experimentellen Tuberkulose nicht mehr
reagierten, bestätigt. Bei Blum und Schlippe, die gleich
falls bei einigen schweren Tuberkulosen negative Reaktion
erhielten, finden wir einen Hinweis betreffs dieses Ausfalls.
(Blum und Schlippe, Münch, med. Wochenschr. 2, 1908):
„Vielleicht kann man die Erscheinung mit der Beobachtung
von Calmette in Parallele setzen, daß Tiere, die mit
letalen Dosen Tuberkulin vergiftet werden, keine Ophthal
moreaktion zeigen. Vielleicht spielen auch Immunisierungs
prozesse eine Rolle, die das Ausbleiben oder die sehr
schwache Reaktion bei sehr chronisch verlaufender Tuber
kulose erklären. Auf eine solche Immunisierung wird wohl
das Ausbleiben der Reaktion bei Kranken, die einer Be
handlung mit Tuberkulininjektionen unterworfen sind, zu
rückzuführen sein.“
Dieses Ausbleiben oder schwächerer Ausfall der
Reaktion bei mit Tuberkulin behandelten Fällen wird u. a.
von Lenhartz berichtet, die Erscheinung scheint in gleicher
Weise der 'Pirquet'sehen Kutanreaktion zuzukommen.
Auch Blümel und Clarus führen den negativen Ausfall
bei 3 sicher Tuberkulösen darauf zurück, daß infolge der
vorausgegangenen Tuberkulinbehandlung eine gewisse Gift
festigkeit eingetreten sei.
Daß nun aber kachektische, ja moribunde Fälle auch
positiv reagiert haben, wird von einer ganzen Reihe von