Full text: Zur Lehre von den akuten Haftpsychosen

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herrschenden Züge sind: Labilität der Stimmung, 
lebhafte Affektbewegung nach der depressiven oder ex 
altierten Seite, Überwuchern der Phantasietätigkeit, ge 
steigerte Suggestibilität, die Neigung seelische Vorgänge in 
körperliche Störungen umzusetzen. Kaum weniger charak 
teristisch für das hysterische Irresein sind die in vielen 
Fällen episodisch hervortretenden Dämmerzustände. Man 
bezeichnet mit diesem Namen kürzer oder länger dauernde 
Anfälle stärkerer Bewußtseinstrübung, welche sich entweder 
spontan einstellen oder unmittelbar an Krampfparoxysmen 
anschließen, auch häufig durch solche abgeschnitten oder 
unterbrochen werden. 
Macht sich der Ausfall bezw. die Störung im Bewußt 
sein nicht in der eigenen Persönlichkeit geltend, sondern 
handelt es sich mehr um umschriebene Amnesien z. B. 
auf dem Gebiete elementarer Kenntnisse, so kann dadurch 
ein Zustand des Blödsinns vorgetäuscht werden, dasVorbei- 
reden. Das Hauptsymptom dieser Krankheit (Ganserscher 
Symptomenkomplex) besteht im wesentlichen darin, daß 
die Individuen auf die einfachsten Fragen die unsinnigsten 
Antworten geben und auch Sachen nicht wissen, die sie 
nach ihrer Vorbildung und der jeweiligen Lage unbedingt 
kennen sollten. 
Einen anderen Charakter tragen jene Dämmerzustände, 
welche dem Gebiete des Nachtwandeins oder Somnam 
bulismus angehören. Beim Somnambulismus kann die 
Verlangsamung der gesamten Leistungen eine so starke 
sein, daß der Zustand des Stupors eintritt. Der Stupor 
kann sich leicht infolge einer gemütlichen Erregung oder 
infolge von körperlichen und seelischen Strapazen ent 
wickeln und tritt häufig auf bei kriminellen Individuen 
nach Verhaftung. 
Einen solchen Fall von hysterischem Stupor im Ge 
fängnis abwechselnd mit Delirien, meist halluzinatorischen 
deliriösen Zuständen, wie er auch kurz als hysterischer
	        
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