Full text: Zur Lehre von den akuten Haftpsychosen

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sei besser, wenn er sein Leiden in sich hineinfräße, denn 
die Leute wollten ihn verderben, sonst läge er nicht hier, 
während seine Mutter allein zu Hause säße und sich gräme. 
Pat. ist wieder ruhig, geht in den Garten und be 
schäftigt sich. 
16. VI. Pat. dauernd ruhig und geordnet; hilft sehr 
fleißig bei der Hausarbeit, ist heiterer Stimmung. 
28. YI. Pat. hält an der Idee, daß man ihm im 
Zuchthause nachgestellt habe und ihn habe verderben 
wollen, fest. Seine religiösen Ideen hat er aufgegeben; 
wundert sich jetzt selbst über die eigenartige Ausdrucks 
weise in seinem Lebenslaufe und seinen Briefen. 
2. VII. Wird abgeholt zur Verbüßung seiner Ge 
fängnisstrafe, da er als geheilt zu betrachten ist. 
Während der Verbüßung seiner Strafe sind keine 
Störungen weiter eingetreten. Nach einer späteren Mit 
teilung hat er sich im Dezember 1907, als er unter Anklage 
eines Einbruchdiebstahls stand, gemeinsam mit einer 
Frauensperson durch Salzsäure vergiftet. 
Es drängt sich uns die Frage auf, ob und wie die 
Gefangenschaft die Erscheinungsform der einzelnen Geistes 
krankheiten modifizieren kann. Von dem Gesichtspunkt 
aus betrachtet ergibt sich, daß jede im Gefängnis vor 
kommende Psychose vorübergehend einen Symptomen- 
komplex darbieten kann, wie er schon längst von Gutsch, 
Reich, Kirn und anderen so treffend geschildert ist. 
Ich meine das Auftreten von Hallucinationen des 
Gehörs und Gesichts, Begnadigungsverheißung, 
Beeinträchtigungs- und Verfolgungswahn, Angst 
zuständen, Verstimmung und Reizbarkeit. 
Außer diesen typischen Krankheitsbildern können sich 
auf der hysterischen Grundlage noch eine Reihe von 
anderen psychischen Störungen entwickeln, welche in der 
Regel nur durch gewisse Eigentümlichkeiten ihren hyste 
rischen Ursprung erfahren. Die bei diesen Störungen vor
	        
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