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oder wenig intensiven Ausbildung nicht zur Annahme einer 
eigentlichen Psychose berechtigen; es können andererseits 
voll ausgebildete Psychosen irgend welcher Art die körper 
liche Krankheit komplizieren.« 
Wir sehen bei den verschiedenen körperlichen Leiden, 
wie in verschiedener Weise die Psyche des Kranken beeinflußt 
wird. So finden wir bei den Phtisikern sehr häufig hoff 
nungsvolle freudige Stimmung, die sie selbst nicht einmal 
auf dem Sterbebette verläßt, andererseits bei den Krebskranken 
zum Beispiel schon frühzeitig schwere dauernde Verstimmung. 
Wie verhalten sich nun die Tabiker? Nach Ansicht der 
meisten älteren Autoren sollen diese Kranken mit bemerkens 
werter Geduld, man kann sogar sagen Gemütsruhe ihr schweres 
Leid ertragen. Selbst Moebius noch betont, daß es ihm häufig 
aufgefallen sei, wie die Tabes-Kranken ihre Beschwerden 
mit auffallender Heiterkeit und Hoffnungsfreudigkeit ertrugen. 
Nageotte erwähnt sogar Kranke, die an dem einen Tage von 
den ärgsten Qualen niedergeworfen, am nächsten Tage einen 
vergnügt lächelnden Gesichtsausdruck zeigten, der in keiner 
Weise ihrer Lage entsprach. 
Nach Leyden-Goldscheider zeigt die Gemütsstimmung 
alle jene Schattierungen, welche man überhaupt bei chronischen 
Krankheiten findet. »Auch bei der Tabes gibt es Patienten 
welche ihren guten Humor behalten, sich in ihr Schicksal 
zu finden wissen. Andere sind trübselig, melancholisch. 
Wieder andere bieten eine krankhafte nervöse Reizbarkeit 
mit leicht wechselnder Gemütsstimmung dar.« Dieser Ansicht 
wird man sich wohl als der richtigen anschließen müssen. 
Daß wir bei an Tabes Erkrankten häufig Zeichen der 
Depression: Angstempfindungen, Unruhe, schlechten Schlaf, 
Selbstmordgedanken finden, liegt in der Natur der Krankheit. 
Viele dieser Kranken haben gewiß ein volles Recht zu schwerer 
Verstimmung. Nicht selten tritt uns ein die Tabes komplizierender 
Symptomenkomplex entgegen, der neurasthenischen Charakter 
zeigt und deshalb auch kurz Tabesneurasthenie genannt wird. 
In gleicher Weise werden wir auch ziemlich häufig eine durch 
Hysterie komplizierte Tabes finden.