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Pupillenstarre, Analgesieen, dann allmählich deutlicher zu
Tage tretend Fehlen der Kniesehnen- und Achillessehnen
reflexe.
Im weiteren Verlaufe treten uns schließlich auch
psychische Störungen entgegen.
Zuerst nur Reizbarkeit und Aufgeregtsein.
Dann bemerken wir Unruhe, auch in der Nacht, sodaß
der Schlaf gestört wird. Sie wird vergeßlich, die Vergeß
lichkeit nimmt zu. Sie beginnt Stimmen zu hören. 1906
tritt ein »Ohnmachtsanfall“ im Bette auf. Wenn auch
Lähmung nach den Aussagen des Mannes nicht aufgetreten
ist, wird doch bei der ein halbes Jahr später stattfindenden
Untersuchung noch Parese des rechten Facialis und Hypo-
glossus festgestellt, beim Sprechen findet sich leichtes
Hesitieren und Silbenstolpern.
Unberechtigt ist daher die Überlegung nicht: haben
wir es etwa hier auch mit einer der häufigen Komplikationen
von Tabes mit Paralyse zu tun?
Doch die Entwickelung der Krankheit spricht eigentlich
dagegen.
Von dem Hesitieren und Stolpern ist bei der letzten
Untersuchung nichts mehr wahrzunehmen. Vielleicht ist,
bezw. war dies auch nur durch die Parese bedingt. Wären
sie paralytischer Art, so würden sie jetzt sicher weiter ent
wickelt und ausgebildet uns entgegentreten.
Auch sonst spricht in dem ganzen Wesen der Kranken
nichts für diese Krankheit, allerdings mit Ausnahme der
Vergeßlichkeit. Aber auch diese wird selbst von der Kranken
schon derart motiviert, daß sie angibt, sie müsse sich fort
während mit den zu ihr sprechenden Gedanken beschäftigen.
Von finem ethischen Defekt sehen wir nichts; aus ihrem
Verhalten spricht nur tiefe Angst. Gehörs- und Gesichts-
hallucinationen peinigen sie Tag und Nacht. Nie lassen ihr
die Stimmen die geringste Ruhe; um ihnen zu entrinnen,
unternimmt sie den verzweifelten Selbstmordversuch.
Als interessant möchte ich noch im Anschluß an die
von Moeli, Sommer und Cassirer berichteten Fälle erwähnen,