Full text: Über die nicht paralytischen Geistesstörungen bei Tabes dorsalis

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sich die Pulsadern zu öffnen versucht und sich tiefe Schnitte 
über Brust und Bauch versetzt. 
Der sie begleitende Ehegatte gibt an, daß sie nach der 
Entlassung Oktober 1906 sich anfangs ruhig verhalten hat. 
Wenn sie sich auch im allgemeinen sehr zurückhaltend 
verhielt, gab es doch Zeiten, wo man sich gut mit ihr 
unterhalten konnte. 
Seit 14 Tagen nun hat sich ihr Zustand wesentlich 
verändert. Sie wurde unruhig, leicht reizbar und aufgeregt. 
Sie sprach vor sich hin, die Menschen müßten alle verbrannt 
werden, dann wieder, sie könne und dürfe nicht mehr leben. 
Sie redete häufig unverständliches Zeug, aber in allem, was 
sie sprach, war deutlich ausgesprochene Angst wahrzu 
nehmen. 
Als an dem betreffenden Tage der Mann morgens zur 
Arbeit ging, äußerte die Frau, ohne daß der Gatte sich 
etwas dabei dachte, ihr Zustand sei nicht mehr zu ertragen, 
sie könne es nicht mehr aushalten. 
Gegen 12 Uhr hat sie dann den oben erwähnten 
Selbstmordversuch begangen. Als auf ihr Geschrei die 
Hauswirtin kam, hat sie ruhig die Tür geöffnet und sich 
von dem eiligst herbeigeholten Arzt verbinden lassen. Dabei 
äußerte sie aber immer, sie wolle nicht mehr leben. 
Sie hat bei dem Selbstmordversuch sehr viel Blut 
verloren. Während ihres darauf folgenden Aufenthaltes in 
der Anstalt war sie dauernd sehr unruhig, versuchte sich 
häufig den Verband abzunehmen, war zeitweise sehr unsauber. 
Im Ernährungszustand war Patientin sehr herunter 
gekommen. Sie hörte andauernd Stimmen, ihr Orientierungs 
vermögen war erheblich herabgesetzt, sie war sich über die 
Zeit nicht im Klaren, wußte auch nichts von den Zeit 
erlebnissen. Die Stimmen beschäftigten sie fortwährend. 
Dann waren es Männer, dann wieder Frauen, die sie durch 
ihr „Gequatsche“ quälten. Sie hatte dauernd das Gefühl, 
als wenn Gwas in der Magengegend säße, „ein Gequäle“ 
bezeichnete sie das. Die Stimmen sprächen außerdem von 
Menschen, die schon in der Erde wären, nannten die Namen 
derselben, erzählten von ihren toten Familienangehörigen, usw.
	        
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