Full text: Über die nicht paralytischen Geistesstörungen bei Tabes dorsalis

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Die Kombination von Tabes mit geistigen Störungen 
ist schon älteren Beobachtern mehrfach aufgefallen. Als ältestes 
Beispiel der Art wird gewöhnlich eine Beobachtung von Horn 
aus dem Jahre 1833 angeführt. Allerdings finden wir sowohl 
bei ihm wie bei den andern noch keine reine Scheidung 
zwischen paralytischer und nicht paralytischer Geistesstörung 
ausgesprochen. Erst nach den grundlegenden Arbeiten von 
Westphal aus den sechziger Jahren wandten auch andere 
Autoren diesem Punkte mehr ihre Aufmerksamkeit zu. 
Die Häufigkeit, mit der psychische Störungen im Verlaufe 
der Tabes Vorkommen, ist genauer nicht zu bestimmen. 
Krafft-Ebing hält das Zusammenvorkommen von Tabes 
und nicht paralytischer Psychose für ein äußerst seltenes 
Ereignis; ebenso erklärt es Neebe für sehr selten und für 
noch seltener, als dies in der Litteratur zum Ausdruck kommt, 
da bei vielen der mitgeteilten Fälle die Diagnose der Dementia 
paralytica wahrscheinlich erscheine. Mendel dagegen wieder 
behauptet, daß die Kombination ziemlich häufig vorkommt. 
Genauere Zahlen verdanken wir Siemerling und Moeli. 
Siemerling fand bei seinen Untersuchungen über Pupillenstarre 
unter 9160 Geisteskranken 1639 mal reflektorische Pupillen 
starre. Davon waren sichere Tabesfälle mit nicht paralytischer 
Psychose 22 Männer und 7 Frauen, das sind l,7°/o der mit 
reflektorischer Pupillenstarre behafteten Geisteskranken und 
nicht mehr als 0,3°/o aller von ihm untersuchten Kranken. 
Moeli fand etwas größere Zahlen: 32 Fälle von Tabes 
mit Psychose unter 3640 Fällen von Geisteskrankheit, das 
ist nicht ganz 0,9°/o. Moeli fand ferner unter 96 Tabikern 
der Nervenklinik der Charite 24 mal eine psychische Erkran 
kung; unter diesen Fällen waren 5 sichere Fälle von Tabes 
mit Psychose; darnach hätten 5,2°/o der Tabiker an nicht 
paralytischer Geistesstörung gelitten. 
Auch Cassirer fand, daß das Vorhandensein dieser 
kombinierten Krankheit kein sehr seltenes ist. 
In welcher Beziehung stehen nun Tabes und Psychose 
zu einander? Am einfachsten sind die Verhältnisse dort, wo 
zu einer voll ausgebildeten Tabes sich allmählich die Zeichen 
einer Geisteskrankheit hinzugesellen.
	        
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