Full text: Über Dementia paralytica und Diabetes mellitus

vorhanden. Bei der großen Wichtigkeit, welche die Syphilis 
in der Aetiologie der Dementia paralytica spielt, wird man 
dieselbe immer dann als Ursache beschuldigen müssen, wenn 
sich ihr Vorausgehen sicher nachweisen läßt. 
Daß andrerseits aber auch die Syphilis bei disponierten 
Individuen Diabetes hervorrufen kann, ist allgemein anerkannt. 
Tatsächlich sehen wir oft, daß constitutioneil Syphilitische 
auch ohne nachweisbare Läsion des Centralnervensystems, 
wobei eben hauptsächlich Pankreaserkrankungen eine wesent 
liche Rolle zu spielen scheinen, von der Zuckerkrankheit 
befallen werden und in vielen Fällen hat der Erfolg einer 
antisyphilitischen Kur den luetischen Charakter der Er 
krankung bewiesen. 
Die wichtigsten Fragen aber enthält der dritte Punkt. 
Auch hier sind wieder verschiedene Möglichkeiten vorhanden: 
Einmal könnten die paralytischen Veränderungen im Gehirn 
die Entstehung des Diabetes herbeiführen. Dies ist deshalb 
möglich, weil sich bei Dementia paralytica Veränderungen 
am Boden des IV. Ventrikels nicht so ganz selten bilden, 
diese Stelle aber ohne Zweifel mit der Zuckerausscheidung 
in engem Zusammenhang steht. Doch wird man in solchen 
Fällen nicht von einem echten Diabetes sprechen dürfen, 
vielmehr eine transitorische Glykosurie annehmen müssen. 
Und so ist es auch berechtigt, die transitorische Glykosurie 
als ein, wenn auch nur selten vorhandenes Symptom der 
Dementia paralytica aufzufassen. 
Diese Ansicht vertritt Siegmund, der den Urin von 
93 Paralytikern wiederholt untersuchte und dabei in 22 
Fällen transitorische Glykosurie nachweisen konnte, ohne 
daß sich constante Beziehungen zwischen den Anfällen 
oder den sonstigen psychischen Symptomen einerseits und der 
Menge des ausgeschiedenen Zuckers andrerseits erkennen ließen. 
Der umgekehrte Fall, daß Dementia paralytica bei 
Diabetes in Zusammenhang mit diesem aul'tritt, läßt wiederum 
drei Möglichkeiten zu. Einmal braucht der Diabetes nur 
eine auslösende Rolle zu spielen, sei es nun durch uns noch 
unbekannte Noxen, sei es, daß die allgemeine Inanition in 
einem disponierten Gehirn die paralytischen Erscheinungen
	        
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