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schwer kontrollierbare, zufällige Unterschiede des Nährbodens eine Rolle.
Stämme, die gleichzeitig auf eine neue Gelatinemenge übertragen wurden,
zeigten auch hier unter sich eine parallele Veränderung des Aussehens.
Es bleibt also höchstens ein gewisser Vergleichswert bestehen, die
einzelne Beschreibung ist hingegen nutzlos.
Zwei andere Stämme (Tab. II, Typ. 20) bildeten auf der Gelatine
einen ausgesprochen orangegelben Farbstoff und taten dies auch auf
jedem anderen geprüften festen Nährboden, sofern nicht die Eigenfarbe
desselben störte. Farbstoffbildende Coli-Bakterien sind bisher zwei von
Deeleman beschrieben, ein roter und ein grüner, bei denen nach
längerer Züchtung die Intensität der Farbstoff bildung abnahm. Letzteres
kann ich bis jetzt (nach 6 Monaten) von meinen übrigens auch in den
anderen Merkmalen übereinstimmenden und sonst vom Bact. coli nicht
abweichenden Stämmen nicht sagen. Bezüglich ihrer Zugehörigkeit zur
Coli-Gruppe verweise ich auf Tab. II.
Aus einem Individuum wurden 2 identische Stämme gezüchtet, der
Abteilung II angehörig, welche beim Abnehmen mit der Nadel bis zu
V* m lange zähschl e imige Fäden bildeten (Tab. II, Typ. 40).
Gelatine verflüssigende Stämme habe ich nicht gefunden.
Beim Wachstum in Bouillon traten keine Unterschiede hervor.
Sie wird in 24 Stunden diffus getrübt und es bildet sich ein geringer
leicht krümeliger Bodensatz.
Auf Kartoffeln zeigt nach den bisherigen übereinstimmenden
Angaben Bact. coli meist gelbliche, kräftige Auflagerungen. Daß man
sich gerade bei Beurteilung des Wachstums auf diesen Nährboden
kritisch verhalten muß, ist bekannt; von den verschiedensten Seiten ist
darauf hingewiesen, daß bei Vergleichen die übereinstimmende Reaktion
der Stücke u. a. m. von größter Wichtigkeit ist, so daß sich die Züchtung
auf Stücken von einer und derselben Kartoffel empfiehlt. Bei der Prüfung
von 139 Stämmen sind aber diese Voraussetzungen ja kaum zu erfüllen,
und deshalb darf auf diese Vergleiche nicht zu viel Wert gelegt werden.
Ich unterlasse es deshalb, für jeden einzelnen Stamm eine genaue An
gabe zu machen, zumal die Unterschiede der Farbe des Belags keine
großen sind, und noch dazu bei Kontrollproben öfters wechselten.
Meistens beobachtete ich leicht gelbliche oder weißliche Auflagerungen,
die bald eben, bald deutlich sichtbar, bald außerordentlich üppig und
saftig waren. Tabelle II zeigt, daß das üppige Wachstum im allgemeinen
der Abteilung II, nur vereinzelt der Abteilung I zukommt, wo dann der
Belag auch meistens weniger gelb war, als bei Abteilung II. Daß die
Stämme 374. 2 und 632 (Tab. II, Typ. 20) auch auf Kartoffel intensiv gelb
wuchsen, ist schon erwähnt.
Als eines der wesentlichsten Merkmale des „Bact. coli commune“
wird die Beweglichkeit angegeben. Escherich beschrieb es zu
nächst als ein Kurzstäbchen mit mäßiger Eigenbewegung; nach Pfaund-
1 e r besitzt es „zumeist die Fähigkeit aktiver Lokomotion“. „Der häufigste
Befund ist in der Tat eine nur sehr geringfügige Eigenbewegung, deren
Charakter als kurzes, ruckweises Vorstoßen neben Oszillation nach allen
Richtungen des Raumes, ohne wesentliche Ortsveränderung gekennzeichnet
wird.“ Da es aber auf Grund der verschiedensten Aenderungen der Lebens
bedingungen zu Abweichungen komme, welche Veranlassung zu der Be
zeichnung „Spielarten“ geben, wird bei seiner Zusammenstellung der
Merkmale im Gegensatz zu den obligaten Eigenschaften (Kurzstäbchen
form, üppiges Wachstum auf den gebräuchlichsten Nährböden, Entfärbung
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