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um eine bloße Auflösung, sondern um eine Zerstörung des
Hämoglobins, da die Kolonieenhöfe nicht lackfarbenrot, sondern farblos
sind. Um zu sehen, ob die Hämoglobinzerstörung in Blutbouillon
ebenfalls auftritt, wurden je 2 ccm Bouillon im Reagenzglas mit
1 Tropfen defibriniertem Ziegenblut beschickt mit dem zu prüfenden
Stamm beimpft. Nach 14 Stunden bei 36° hatte sich in der größten
Mehrzahl der 139 Versuchsröhrchen der Bluttropfen am Boden abgesetzt,
so daß darüber die durch das Wachstum soeben getrübte, aber farblose
Bouillon stand. Allein in denselben 9 Röhrchen, welche auf Blutagar
die Hofbildung gemacht hatten, zeigte sich die Bouillon fast bis zur
Oberfläche intensiv rot gefärbt, lackfarben, von einer Zerstörung des roten
Farbstoffes war jedoch selbst nach etwa 14-tägiger Beobachtung nichts
zu bemerken. Die sonstigen Kulturmerkmale der 8 Stämme sind aus
Tabelle II (Typ. 25, 26, 28, 38) zu ersehen. Die unbeweglichen Stäbchen
262, 549.!, 768. 6 und 2787. 2 stimmen untereinander völlig überein; 250,
sonst den vorigen gleich, ist beweglich; Stamm 328. 3 zeigt dagegen ein
sehr üppiges Wachstum und die Stämme 702.! und 838 unterscheiden
sich durch ihre lebhafte Beweglichkeit und das Fehlen der Nitritbildung.
Also auch hier finden wir keine volle Uebereinstimmung, eine solche
besteht nur gegenüber Malachitgrün und Saccharose.
Ueberblickt man auf der Tabelle II die erlangten Ergebnisse, so zeigt
sich, daß sich unsere Erwartung, die untersuchten Coli-Stämme auf
Grund morphologischer und kultureller Merkmale in einige Unterab
teilungen bezw. Arten oder Spielarten scharf zu trennen, nicht erfüllt.
Wollten wir alle gefundenen Unterschiede für die Einteilung verwerten, so
würde sich eine außerordentlich große Zahl von Arten bezw. Varietäten
ergeben. Nun darf aber nicht übersehen werden, daß die auf Kartoffeln,
in Barsiekows Milchzuckerlösung hervorgetretenen Unterschiede im
wesentlichen doch nur quantitative waren, auf die man eine Einteilung
nicht zu begründen pflegt. Anders verhält es sich mit der Zerlegung
der Saccharose, der Auflösung bezw. Zerstörung des Hämoglobins
und der Nitritbildung, bei denen es sich um vorwiegend qualitative
Unterschiede handelt, denen mit Recht bei der Differenzierung ein
größerer Wert beigemessen wird. Aber auch den auf Gelatine und
Lackmus-Laktoseagar makroskopisch hervorgetretenen Wachstums
differenzen möchte ich eine größere Bedeutung beimessen. Dieselben
waren so prägnant und so konstant, zudem auf den beiden Nährböden
parallel verlaufend, daß man hoffen darf, es werde der weiteren Forschung
gelingen, hier noch weitere und schärfere Unterscheidungsmerkmale auf
zufinden. Jedenfalls dürfte es sich aber empfehlen, beim Arbeiten mit
C o 1 i - Bakterien die einzelnen Stämme nach ihrem Verhalten auf den
genannten Nährböden so lange auseinanderzuhalten, bis durch weitere
Untersuchungen ihre Zusammengehörigkeit oder Verschiedenheit einwand
frei festgestellt ist.
II. Agglutination mit menschlichen Seren.
Es wurde untersucht das Verhalten der Coli-Stämme gegenüber
Blutserum von Typhus- und Nichttyphuskranken, und zwar sowohl von
Personen, aus denen die Stämme gewonnen waren (im folgenden „eigenes
Serum“), als auch von anderen Personen, dabei sollte geprüft werden,
ob die Annahme einer Mitagglutination resp. Sekundärinfektion bei Typhus
kranken berechtigt ist, oder ob sich die in dieser Richtung von Vielen
gemachten Befunde nicht noch anders erklären lassen können.