Full text: Untersuchungen über Bakterien der Coli-Gruppe

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durch ganz besonders üppiges Wachstum und frühzeitiges „Nachbläuen“ 
auf. Da aber auch sie Indol bilden und im übrigen von den anderen 
Coli-Stämmen zu ihnen kein größerer Sprung ist als zwischen den 
anderen Typen unter sich, so wüßte ich nicht, wo jene von der Coli- 
Gruppe abzutrennen wären. Die Fähigkeit, auf Malachitgrünagar zu 
wachsen, haben auch Angehörige der Abteilung I, die Unbeweglichkeit 
kann kein Unterscheidungsmerkmal von Bact. coli sein, denn auch 
dieses wurde oft genug unbeweglich gefunden, das spätere Blau 
werden kann auch nicht ins Gewicht fallen. Denn was besagt es schließ 
lich? Durch das üppigere Wachstum wird der vorhandene Zucker 
schneller verbraucht und dann der Umschlag in der Reaktion dadurch 
hervorgerufen, daß aus den Eiweißkörpern Alkali gebildet wird. Andere 
Stämme erreichen diesen Grad eben später, eventuell erst nach Abschluß 
der üblichen Beobachtungszeit, oder aber ihr Wachstum wird schon durch 
die gebildete Säure gehemmt, bevor aller vorhandene Zucker zerlegt ist, 
und so bleibt der Umschlag in die alkalische Reaktion natürlich aus. — 
Es ist leicht nachzuweisen, daß hier nur ein quantitativer Unterschied 
vorliegt und also das „Nachbläuen“ nur eine Folge des 
üppigeren Wachstums ist. Man braucht nur dafür zu sorgen, daß 
die C oli-Bakterien der Abteilung I gar nicht in die Lage kommen, so 
viel Säure zu bilden, daß das eigene Wachstum gehemmt wird. Ich 
setzte deshalb den Prozentgehalt an Milchzucker im Lackmus-Laktose 
agar von U/2 Proz. auf 1 j t Proz. herab. Es zeigte sich prompt bei An 
gehörigen der Abteilung I „Nachbläuen“ schon innerhalb 24 Stunden. 
Umgekehrt wurde durch 3 Proz. Milchzucker das „Nachbläuen“ bei den 
üppigen Stämmen hinausgeschoben und sogar verhindert. Ich komme 
also zu dem Schluß, daß ich, obwohl ich die verschiedensten „rot 
wachsenden“ Kolonieen isoliert habe, entweder kein Bact. aerogenes 
in Untersuchung bekommen habe, was nicht sehr wahrscheinlich ist, oder 
aber der Uebergang von Bact. coli zu jenem ist ein so fließender, 
daß ohne Willkür die Trennungslinie nicht festgestellt werden kann. 
Wollte man gar die ganze saftiger wachsende Abteilung II zu Bact. 
aerogenes rechnen, so würden auch hier wieder nach dem Verhalten 
gegen Malachitgrün, Blutagar (s. unten), Saccharose und andere Zucker 
eine Reihe von Unterabteilungen für dieses Bakterium entstehen. 
Ist Milchzucker ein geeignetes Mittel zur Unterscheidung von Typhus-, 
Enteritis- und Coli-Bakterien, so ist es weiterhin interessant zu er 
fahren, wie sich die letzteren gegenüber anderen Kohlenhydraten 
verhalten. Derartige Untersuchungen haben v. Drigalski und Con- 
radi sowie Smith angestellt. Des Vergleiches halber erwähne ich von 
den Resultaten ersterer (zitiert nach E sch er ich und Pfaundler) nur 
das Verhalten auf den auch von mir geprüften Zuckern: 
Dextrose: 
Galaktose: 
Arabinose: 
Laktose: 
Maltose: 
Mannit: 
Saccharose: 
Dextrin: 
Inulin: 
rot 
rot 
rot 
rot 
rot oder mäßig rot 
blau oder rot 
blau 
blau 
blau 
Sie verwendeten dabei Lackmusagar mit 1 Proz. des betreffenden 
Zuckers. 
Smith fand dagegen, daß C 01 i - Bakterien auf Saccharose teils 
rot, teils blau wuchsen, und schied sie deshalb in eine a- und /9-Reihe.
	        
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