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Barsiekow-Traubenzuckerlösung brachten alle untersuchten
Stämme in 24 Stunden zur Gerinnung.
Auch in Barsiekow-Milchzuckerlösung blieb diese bei keinem
Stamme aus. Doch war hier nach 24 Stunden stets nur eine rötliche
Trübung, erst nach 2—3 Tagen Gerinnung vorhanden. Einige Stämme
verhielten sich besonders träge. Es sind dies 3 (Typ. 14 und 15) der
Abteilung II (vergl. Gelatine), welche auch Milch erst nach längerer
Zeit zur Gerinnung bringen und Lackmusmolke später röten. Auch ein
4. Stamm, aus der I. Abteilung, braucht zur Koagulierung der Milch länger.
Jedoch umgekehrt existieren mehrere Stämme, welche allein gegenüber der
Milch eine Verlangsamung in der Gerinnung aufweisen; das Kasein der
Nutrose wird also anscheinend leichter ausgefällt als das der Milch.
Eines der wesentlichsten Unterscheidungsmerkmale zwischen Typhus-
und Coli-Bakterien ist die Fähigkeit der letzteren, Milchzucker zu ver
gären. Mit dem v. Drigalski-Conradisehen Lackmus-Laktose
agar und dem Endoschen Nährboden findet dieses Prinzip die ausge
dehnteste praktische Anwendung zur Trennung dieser Bakterien. Da
im hiesigen Untersuchungsamt alle Stühle und Urine auf Lackmus-
Laktoseagar ausgesät wurden, bin ich von diesem Nährboden ausge
gangen und habe nur solche Kolonieen berücksichtigt, die auf ihm rot
wuchsen. Bei Betrachtung solcher Stuhlaussaaten fand ich vorwiegend
zwei Typen roter Kolonieen, die immer wiederzukehren scheinen, oft auf
derselben Platte nebeneinander. Beide Male handelt es sich nach 20 bis
24 Stunden um runde Kolonieen. Die einen sind hell und gut durch
sichtig und bilden bei längerem Wachstum breite flache Kolonieen, sehr
oft mit gefranstem Rand. Sie fallen mit dem bei Besprechung des Ge
latinewachstums als Abteilung I bezeichneten trockenen Typus zusammen.
Die anderen Kolonieen mit dem saftigen Typus „Abteilung II“ auf Gelatine
identisch fallen durch größere Ueppigkeit auf, die Einzelkolonie ist höher,
der Halbkugelgestalt mehr genähert, ist undurchsichtiger und hat im
auffallenden Lichte etwas weißlichen Schimmer und sehr starke Reflexe.
Einander benachbarte Kolonieen fließen gern zusammen. Nach weiteren
24 Stunden schlägt bei vielen der rote Farbton in blauen um. Bei
einigen, die jedoch unter sich nicht gleich sind, bilden sich nach 2 bis
3 Tagen deutliche schleimige Wälle. Es sind wohl dieselben, welche
Conradi, v. Drigalski und Jürgens beschrieben haben. — Nach
einigen Tagen ist der Unterschied der beiden Kolonieenarten noch mehr
in die Augen fallend. Er erwies sich als konstant, denn bei der Fort
züchtung schlug nie die eine Art in die andere um; auch zeigte er sich
auf anderen Nährböden konstant. Die einzelnen Stämme dieser beiden
Abteilungen differierten allerdings untereinander bezüglich Beweglichkeit,
Nitritbildung und Wachstum auf Malachitgrünagar.
Als ein durch üppiges Wachstum und fehlende Indolbildung von
Bact. coli verschiedenes unbewegliches Stäbchen wird das Bact.
aerogenes beschrieben. Gräf beschreibt es als C o 1 i - ähnlich, aber
sich unterscheidend durch „Nachbläuen“ auf Lackmus-Laktoseagar und
gutes Wachstum auf Malachitgrünagar. Man wird erkennen, daß die
Gräf sehe Beschreibung „schleimig, rötlich weiße Kolonieen, nach 24 bis
72 Stunden Einzelkolonieen im auffallenden Licht porzellanweiß mit bläu
lichem Ton“, was das Wachstum auf Lackmus-Laktoseagar betrifft, auf
meine Abteilung II zuzutreffen scheint. Bei genauer Prüfung sind es
aber nur die Typen 12 und 13 der Tab. II, bestehend aus 6 Stämmen,
welche nach den angegebenen Merkmalen in Betracht kämen. Sie fallen