4
noch Gram, keine Verflüssigkeit der Gelatine, keine Sporenbildung) der
Beweglichkeit nur fakultativer Charakter zugesprochen. — In der Tat
gehen die Befunde darüber stark auseinander, und viele Untersucher
fanden sowohl bewegliche als unbewegliche Formen, die einen jene,
die andern diese in der Ueberzahl. Auch ich habe bewegliche und un
bewegliche gefunden, doch scheinen mir die auseinandergehenden
Aussagen verschiedener Untersucher zum Teil in der verschiedenen
Technik einen Grund zu haben. Es kommt vieles auf die Untersuchungs
bedingungen an. Sion und Negel bemerken, daß nach 2-stündigem
Aufenthalt außerhalb des Brutschrankes die Beweglichkeit schon merklich
abnehme. Will man also genaue Ergebnisse haben, so untersuche man,
wenn nicht auf dem heizbaren Objekttische, so doch sofort nach Heraus
nehmen der Kultur aus dem Brutschrank. Außerdem müssen die Kulturen
ganz jung sein. Am günstigsten fand ich die Untersuchung des Kondens-
wassers von 6—10-stündigen schrägen Agarröhrchen gleich nach Heraus
nehmen aus dem 36°-Schranke. Hierbei ist der Temperaturwechsel nicht
ganz so schroff, wie bei Verreiben in zimmerwarmer physiologischer
Kochsalzlösung. Alle diejenigen Stämme, welche anfangs, als von der
18—20 Stunden alten Kultur eine Spur in einen Tropfen zimmerwarmer
physiologischer Kochsalzlösung gegeben wurde, keine Bewegung zeigten,
werden nachher unter Einhaltung obiger Maßregeln nachgeprüft und so bei
einer ganzen Reihe als unbeweglich notierter Stämme viele recht lebhaft
bewegliche Stäbchen gefunden. Während bei dem zuerst angewandten
Verfahren oft alles ruhig zu liegen scheint, bis plötzlich nach langem
aufmerksamen Beobachten ein bewegliches Stäbchen auftaucht oder ein
bisher unbewegliches sich mit guter Bewegung loslöst, habe ich bei der
Untersuchung des Kondenswassers sehr junger Kulturen entweder sehr
viele oder gar keine Stäbchen sich bewegen sehen. Die Grenze w r ird
also bedeutend schärfer. — Daß die Fortbewegung meist eine gering
fügige sei, kann ich nicht bestätigen, vielmehr war sie in meinen Fällen
(61 von 139) eine recht gute, oft schießende, oft sich überschlagende.
Andere Stämme haben allerdings nur eine leicht oszillierende, scheinbar
bohrende Bewegung, ohne daß Ortsveränderung wahrzunehmen wäre.
Es ist schwierig zu entscheiden, wieviel davon als Eigenbewegung, wie
viel als Bro wnsche Molekularbewegung anzusehen ist. Ich wagte nicht,
dies zu entscheiden, und spreche deshalb von „beweglichen“ Stäbchen
nur, wenn Ortsveränderung deutlich wahrzunehmen ist. Mit der Beob
achtung Ehrenfests, daß die „gefransten“ Kolonieen aus beweglichen,
die kreisrunden aus unbeweglichen Stäbchen bestehen, stimmen meine
Befunde nicht überein. Abweichungen in beiden Richtungen habe ich
gesehen. — Auf die Beweglichkeit oder Unbeweglichkeit allein eine Ein
teilung der Stämme zu begründen, scheint mir, so verlockend dies auch
sein mag, doch nicht zulässig, da, wie gesagt, die exakte Feststellung
dieser Eigenschaft doch mit zu großen Schwierigkeiten verbunden ist.
Die Form ist meistens die von kurzen, mäßig dicken Stäbchen.
Bei einer Reihe von Stämmen, die ich alle wiederholt zu verschiedenen
Zeiten bei etwa gleich alten Kulturen untersuchte, wurden mitunter über
die gewöhnliche Länge hinausgehende Formen notiert, indes nur 4mal
(466, 470. 3 , 470. 4 , 468, Tab. II, Typ. 2 und 10) fand ich dieses konstant.
Allzu großen Wert möchte ich daher auf die Form der Stäbchen
nicht legen, da ich nicht feststellen kann, was dabei als Degenerations
form anzusehen ist. Außerdem sah ich öfters mehr oder weniger
lange Fäden, bald gegliedert, bald ungegliedert, und zwar vorwiegend