Full text: Untersuchungen über Bakterien der Coli-Gruppe

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noch Gram, keine Verflüssigkeit der Gelatine, keine Sporenbildung) der 
Beweglichkeit nur fakultativer Charakter zugesprochen. — In der Tat 
gehen die Befunde darüber stark auseinander, und viele Untersucher 
fanden sowohl bewegliche als unbewegliche Formen, die einen jene, 
die andern diese in der Ueberzahl. Auch ich habe bewegliche und un 
bewegliche gefunden, doch scheinen mir die auseinandergehenden 
Aussagen verschiedener Untersucher zum Teil in der verschiedenen 
Technik einen Grund zu haben. Es kommt vieles auf die Untersuchungs 
bedingungen an. Sion und Negel bemerken, daß nach 2-stündigem 
Aufenthalt außerhalb des Brutschrankes die Beweglichkeit schon merklich 
abnehme. Will man also genaue Ergebnisse haben, so untersuche man, 
wenn nicht auf dem heizbaren Objekttische, so doch sofort nach Heraus 
nehmen der Kultur aus dem Brutschrank. Außerdem müssen die Kulturen 
ganz jung sein. Am günstigsten fand ich die Untersuchung des Kondens- 
wassers von 6—10-stündigen schrägen Agarröhrchen gleich nach Heraus 
nehmen aus dem 36°-Schranke. Hierbei ist der Temperaturwechsel nicht 
ganz so schroff, wie bei Verreiben in zimmerwarmer physiologischer 
Kochsalzlösung. Alle diejenigen Stämme, welche anfangs, als von der 
18—20 Stunden alten Kultur eine Spur in einen Tropfen zimmerwarmer 
physiologischer Kochsalzlösung gegeben wurde, keine Bewegung zeigten, 
werden nachher unter Einhaltung obiger Maßregeln nachgeprüft und so bei 
einer ganzen Reihe als unbeweglich notierter Stämme viele recht lebhaft 
bewegliche Stäbchen gefunden. Während bei dem zuerst angewandten 
Verfahren oft alles ruhig zu liegen scheint, bis plötzlich nach langem 
aufmerksamen Beobachten ein bewegliches Stäbchen auftaucht oder ein 
bisher unbewegliches sich mit guter Bewegung loslöst, habe ich bei der 
Untersuchung des Kondenswassers sehr junger Kulturen entweder sehr 
viele oder gar keine Stäbchen sich bewegen sehen. Die Grenze w r ird 
also bedeutend schärfer. — Daß die Fortbewegung meist eine gering 
fügige sei, kann ich nicht bestätigen, vielmehr war sie in meinen Fällen 
(61 von 139) eine recht gute, oft schießende, oft sich überschlagende. 
Andere Stämme haben allerdings nur eine leicht oszillierende, scheinbar 
bohrende Bewegung, ohne daß Ortsveränderung wahrzunehmen wäre. 
Es ist schwierig zu entscheiden, wieviel davon als Eigenbewegung, wie 
viel als Bro wnsche Molekularbewegung anzusehen ist. Ich wagte nicht, 
dies zu entscheiden, und spreche deshalb von „beweglichen“ Stäbchen 
nur, wenn Ortsveränderung deutlich wahrzunehmen ist. Mit der Beob 
achtung Ehrenfests, daß die „gefransten“ Kolonieen aus beweglichen, 
die kreisrunden aus unbeweglichen Stäbchen bestehen, stimmen meine 
Befunde nicht überein. Abweichungen in beiden Richtungen habe ich 
gesehen. — Auf die Beweglichkeit oder Unbeweglichkeit allein eine Ein 
teilung der Stämme zu begründen, scheint mir, so verlockend dies auch 
sein mag, doch nicht zulässig, da, wie gesagt, die exakte Feststellung 
dieser Eigenschaft doch mit zu großen Schwierigkeiten verbunden ist. 
Die Form ist meistens die von kurzen, mäßig dicken Stäbchen. 
Bei einer Reihe von Stämmen, die ich alle wiederholt zu verschiedenen 
Zeiten bei etwa gleich alten Kulturen untersuchte, wurden mitunter über 
die gewöhnliche Länge hinausgehende Formen notiert, indes nur 4mal 
(466, 470. 3 , 470. 4 , 468, Tab. II, Typ. 2 und 10) fand ich dieses konstant. 
Allzu großen Wert möchte ich daher auf die Form der Stäbchen 
nicht legen, da ich nicht feststellen kann, was dabei als Degenerations 
form anzusehen ist. Außerdem sah ich öfters mehr oder weniger 
lange Fäden, bald gegliedert, bald ungegliedert, und zwar vorwiegend
	        
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