Full text: Ein Beitrag zur Lehre der senilen Geistesstörungen und ihrer forensischen Bedeutung

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uns Güntz ein Beispiel: (Zeitschr. für Psych. Bd. 30, 
S. 104). Eine Kranke vermag sich lebhaft ihrer Er 
lebnisse vor 50 Jahren, zu Zeiten Goethes, zu erinnern, als 
stehe sie noch mitten in dieser Zeit. 
Infolge der großen Gedächtnisschwäche stellen sich 
Erinnerungstäuschungen ein. Um diesen Mangel zu ver 
decken, erfinden diese Leute Geschichten, die sie in weit 
schweifender, oft prahlender Weise zu erzählen pflegen. 
Man spricht ja bekanntlich auch von einer „Loquacitas 
senilis“. Sie berichten die krassesten Unwahrheiten und 
glauben selbst daran. Zeitliche und örtliche Orientierung 
pflegt äußerst mangelhaft zu sein, sodaß die Kranken 
bisweilen von ihrer Kindheit sprechen, als ob sie jetzt 
noch in die Schule gingen. 
Eine weitere Folge der Herabsetzung resp. des Aus 
falls der psych. Fähigkeiten ist das Fehlen der aesthetischen 
und sittlichen Gefühle. Die zahlreichen Sittlichkeitsdelikte 
sind die Folge. 
Unzüchtige Handlungen an kleinen Kindern, (Kraft- 
Ebing, Gericht!. Psychopathologie Bd. 55, S. 172) Notzucht, 
Blutschande (vgl. Schmidtmann, Handb. für gericht. Med. III, 
S. 366, Fall 31) sind bekannte Erscheinungen, unzählige 
Beispiele dafür finden sich in der Literatur. Sexuelle 
Verirrungen jeder nur denkbaren Art können häufig beob 
achtet werden. Es sind die perverssexuellen Handlungen 
solcher Greise nach Kraft-Ebing einfach Äquivalente des 
unmöglichen physiologischen Aktes. Als solche führt er 
an: Exhibition der Genitalien, Onanisierung ihrer Opfer, 
Flagellation, Betasten der Genitalien von Kindern usw. 
Auch homosexuelle Neigungen, passive Päderastie, mutuelle 
Masturbation und Sodomie ist bei derartigen Greisen öfter 
beobachtet. (Kraft-Ebing, Psychopathica sexualis.) Einige 
treffende Fälle von Exhibition finden wir in den Jahrbüchern 
für Psychiatrie und Neurologie, Bd. 22, S. 492, 12. (Fritsch: 
Über Exhibitionismus) verzeichnet.
	        
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