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Auch Max Koppen berichtet uns in seinem Aufsatz:
„Über Albuminurie bei Psychosen“ (Arch. für Psych. Bd. 20
S. 882 ff.) über derartige akute Greisendelirien. Neben
Zeichen der allgemeinen Atheromatose und senilen Demenz
beschreibt er auch bei einem Kranken das Auftreten dieser
Verwirrtheitszustände, die besonders nachts auftreten und
in denen die Leute aufgeregt, unruhig und bösartig werden.
Er berichtet z. B. von einer Frau (S. 866), die, nachdem
sie bereits 3 Apoplexien überstanden, nachts umherlief,
allerlei dummes Zeug anstellte, einmal ihre Urenkelin an
den Haaren zerrte und ihr das Gesicht zerkratzte. Von
ähnlichen Beobachtungen erzählt auch Buch holz (Arch.
für Psych. Bd. 39: Über Geistesstörungen bei Arteriosklerose
und ihre Beziehungen zu den psychischen Erkrankungen
des Seniums).
Wir kommen nun zur Betrachtung der Fälle schwerster
Art dieses Krankheitsbildes, wo die Erregung und der
Wahnsinn bis zum äußersten gestiegen ist, so daß die
Kranken in diesem Zustande selbst zur Ermordung ihrer
nächsten Anverwandten veranlaßt, gewissermaßen dazu
gezwungen werden. Wie gesagt sind dies£ schweren
Formen ziemlich selten und finden sich auch nur wenige
in der Literatur aufgezeichnet. Bevor wir von unserem
Kranken berichten, will ich erst vorher zwei analoge Fälle
anführen.
Es handelt sich in dem einen Falle (zu finden im
Handbuch der gerichtl. Med. von Maschka Bd. IV, S. 374,
berichtet von Despine. Psychologie naturelle Bd. II,
S. 598) um einen senil dementen Greis von 67 Jahren, der
im März 1861 wegen Ermordung seiner Tochter angeklagt
war. Während derselbe früher sich in jeder Weise normal
erwies, immer treu für seine Familie gesorgt hatte, ein
geachteter und durchaus sittenreiner Mann gewesen war,
hatte er sich seit einigen Jahren allmählig vollständig ge
ändert. Er war ein Geck, ein Wollüstling geworden, der