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strigen Punktion soll Eiter gekommen sein, weshalb Pat. ins Eppendorfer
Krankenhaus eingeliefert wird.
Status: Mittelgrosser Mann, von krankem Aussehen und sehr herun
tergekommenem Ernährungszustände. Ueber der rechten Lunge ist voller
Schall mit normalem Atemgeräusch. Links erhält man etwa von der
5. Kippe an abwärts satte Dämpfung mit abgeschwächtem Atem und voll
ständig aufgehobenem Stimmfremitus. Ueber der Spitze normaler Perkus
sionsbefund mit Kompressionsatmen. Herz in normalen Grenzen mit reinen
kräftigen Tönen. Sonstige Organe o. B.
20. VII. Da eine sofort vorgenommene Probepunktion unterhalb des
Scapulawinkels Eiter ergab, in Chloroform-Aether-O-Narkose Operation.
Mit der hinteren Axillarlinie als Mitte wird auf die 7. Kippe eingeschnit
ten und davon erst ö cm reseciert. Nach stumpfer Eröffnung der Empyem
höhle, fliessen in grossem Bogen und unter mächtigem Druck etwa 1100 ccm
dicken übelstinkenden Eiters ab. Nach Ausspülung der grossen Höhle,
die etwa 600 ccm fasst, Drainage und Verband. — 20. IX. Gleich nach
der Operation trat eine unverhältnismässig rasche Besserung ein, die nur
einige Tage anhielt. Die Wunde secernierte grosse Mengen stinkenden
Eiters, die erst in den letzten Tagen etwas abnahm. Ein Radiogramm
ergab wenig Anhaltungspunkte für die Vermutung einer grösseren Ver
haltung und erklärte so auch die hohen Temperaturen nicht, für die man
schon vorher keine Erklärung finden konnte. Die Fistel ist etwa noch
12 cm lang und geht zur Hälfte nach oben, zur Hälfte nach unten. Die
Lunge scheint sich gut ausgedehnt und an einigen Stellen der Pleura costa-
lis angelegt zu haben. Immerhin fasst die Empyemhöhle noch etwa 300 ccm
Flüssigkeit. Am 12. IX. trat plötzlich ein Erysipel auf, welches rapid
um sich griff, das aber wieder schnell zurückging und seit gestern ab
geheilt ist.
9. XI. In der letzten Zeit wiederholte Schüttelfröste und allmähli
ches Schlechterwerden des Gesamtzustandes. Ueber der rechten Lunge
ist zwar die Dämpfungsgrenze um beinahe 2 quertingerbreit retour ge
gangen und es ist auch leises Atmen überall zu hören, doch zwingt der
Umstand, dass sich mit dem vielen secernierten Eiter aus der Fistel Lun-
gengewebsfetzen ausstossen und der Pat. nachdem in die Fistel Jodo
form-Glycerin eingespritzt ist, dasselbe unter heftigem Husten aus dem
Munde wieder ausspuckt, zur erneuten Operation. In Morphium-Chloro-
form-Aether-O-Narkose wird der alte Schnitt etwas verlängert und nach
oben U-förmig ausgezogen, die Weichteile zurückpräpariert und hochge
schlagen. Um besseren Zugang zu erhalten, werden die 6., 7., 8 und 9.
Rippe in etwa 12—15 cm Ausdehnung und der untere Teil des Scapula
winkels reseciert. Nachdem so die ganze Empyemhöhle vorliegt, werden
die bis zu 2 J /a cm verdickten Pleura costalis-Schwarten mit dem Löffel und
Messer abgetragen und eine teilweise Dekortikation der Lunge ausgeführt.
Da sich die Lunge sofort gut ausdehnt, legt sich der Hautmuskellappen