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langsam. Pat. ist sehr kurzluftig und trotz reichlichster Nahrungsauf
nahme und leidlichem subjektiven Beiinden von schlechtem Gesamtzustande.
— 26. V. Die Granulationen sind trotz allen Bemühungen sie anzuregen
geringer und schlechter wie früher. Allgemeinbetinden bedeutend ver
schlechtert. Abendliche Temperatursteigerungen wie immer etwa um 1°.
Seit vorgestern traten Schmerzen in der linken Schulter auf, welche
auf Jodeinpinselungen bedeutend besser wurden. An den Lungen
spitzen beiderseits voller Lungenschall. Auch an der linken Seite bis
etwa 3 Querfinger breit von der Wunde entfernt perkutorisch nichts
Abnormes. Rechts v. u. leichte Dämpfung, daselbst auch stark abgeschwäch
tes Atemgeräusch. Links wegen der starken Reibung der resecierten
Rippen auskultatorisch nichts wahrzunehmen. Der Auswurf welcher stets,
wenn auch in spärlicher Menge vorhanden war, hat seit 4 Tagen aufge
hört. Trotz sorgfältigster Untersuchung keine Tuberkelbacillen. —• 30. V.
Pat. fällt enorm rasch ab. Atmung kurz, oberflächlich und schwer. Puls
frequent und klein. Beim heutigen Verbandwechsel machen die übelrie
chenden Granulationen den Eindruck bereits begonnener Gangrän. —31. V.
Exitus letalis. Sektion: Magere, schlecht genährte Männerleiche. Zahl
reiche Exostosen an den Knochen des Rumpfes und der Extremitäten.
(Eemur, Tibia, Fibula, Rippen, Schädelbasis.) Ausserdem besteht eine alte
Luxation der Ulna am rechten Arm nach hinten. Am Rücken links von der
Wirbelsäule eine grosse Operationswunde. Von den 6 untersten Rippen
sind Teile in grosser Ausdehnung reseciert und im Grunde der Operations
wunde liegt die Lunge, die mit einer dicken Schwarte bedeckt ist, vor.
Im Pericard eine mässige Menge klarer seröser Flüssigkeit. Herz selbst
o. B. Der linke Pleurasack ist vollkommen obliteriert. Die Pleura
selbst ist in eine derbe Schwarte verwandelt. Die rechte Pleura ist auch
mit der Thoraxwand an mehreren Stellen verwachsen, die sich indes noch
leicht lösen lassen. Nur an der Unterfläche der Lunge ist eine unlösliche,
gut Handteller grosse Verwachsung zwischen Pleura pulmonalis uud Pleura
diapliragmatica. In beiden Lungen zeigt sich eine hochgradige dissemi-
nierte tuberkulöse Peribronchitis. Verhältnismässig frei ist noch die rechte
Spitze. Ausserdem besteht in beiden Lungen starke diffuse Bronchitis.
Die Bronchialdrüsen sind stark geschwollen und schieferig pigmentiert.
In beiden Nieren und in der Milz finden sich vereinzelte miliare Tuberkel.
Die Leber zeigt die Zeichen der Stauung. Die sonstigen Organe o. B.
8. J. H.,-Arbeiter, 42 J. Aufgen. 28. VIII. 93, entl. 5. II. 94.
Postpneumonisches Empyem, wiederholte ausge
dehnte Rippenresektionen ohne Erfolg, grosse Tho
rax resektion mit De kor tikatiön der Lunge, Heilung.
Familienanamnese o. B. Im Dezember 1889 erkrankte Pat. in
Heidelberg an Influenza, glaubt dort eine linksseitige Pleuritis und
Pneumonie durchgemacht zu haben. Mitte Januar 1890 wurde er dort