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Rippe sich befindet. Nach Abtragung mehrerer cm dieser Rippen (7. und
6.) gelangt der palpierende Finger in einen langen Gang innerhalb
des Brustkorbes und parallel zur Wirbelsäule, von dem aus ein zweiter
kürzerer Gang direkt zur Wirbelsäule führt. Die Gänge selbst sind von
festem Gewebe umgeben. Jodoformgazeverband, aufsaugender Verband.
1. IV. Die Sekundärnähte der Brustseite sind auseinandergegangen,
die Wundränder und Granulationen sehen jedoch frisch und gut aus.
Die Wundflächen am Rücken sind mit frischroten Granulationen bedeckt,
die sekundär genähte Partie gut geheilt. Die Empyemhöhle secerniert
nur wenig Eiter, desgleichen die Granulationen. Die Hautlappen werden
von Neuem durch Situationsnähte vereinigt. In der Empyemhöhle stecken
zwei starke Drainrohre. Jodofonngazeverband weiter. — 10. IV. Beim
heutigen Verbandwechsel zeigen sich die Granulationen teilweise schwam
mig, schlaff und verfettet, stellenweise fungöses Aussehen. Die Sekretion
ist massig. Die Granulationen der Empyemhöhle sehen auch weniger gut
aus. Drainage unverändert. Die durchgeschnittenen Situationsnähte
werden erneut, dazu einige neu angelegte. Verband wie immer.
22. IV. Dritte Operation in Morphiumchloroformnarkose. In der
Mitte der Granulationen wird auf die rauhe 11. Rippe incidiert, und
davon 5 cm reseciert. Beim weiteren stumpfen Vordringen nach oben
eröffnet man eine neue eitrige Höhle, die mit der Lunge zu kommuni-
cieren scheint. Es wird infolgedessen auch von der 10. Rippe ein etwa
8 cm langes Stück reseciert um besseren Zugang zu bekommen. Die
verdickte Pleura diaphragmatica und costalis und ein Stück des unteren
Lungenlappens, liegen vor. Da es sich nach weiterer Orientierung sicher
nur um ein neues Pleuraempyem handelt und die Höhle sich noch weiter
nach oben erstreckt, wird die alte Wunde nach oben erweitert und die
noch bestehende 10., 9., 8. und 5. Rippe in grösseren Abschnitten reseciert.
Dabei zeigt sich, dass die neue geöffnete Empyemhöhle unter der früher
eruierten gelegen hat. Nach Entfernung sämtlicher fungöser Massen und
der Granulationen in der alten Wunde, wird die grosse Wundhöhle mit
Jodoformgaze tamponiert und durch tiefgehende Situationsnähte geschlossen.
2. V. Die ganze Wundhöhle ist mit frischem, sehr gut aussehenden
Granulationen bedeckt, an zwei Stellen liegt scheinbar gesundes Lungen
gewebe vor, das gute respiratorische Verschiebung zeigt. Ziemlich starke
Sekretion. Pat. fühlt sich in den letzten Tagen sehr viel wohler, hat
guten Appetit und Schlaf. Eine pathologisch-anatomische Untersuchung
eines am 22. IV. resecierten kleinen Lungenstückes ergab hochgradige
Tuberkulose. Hiemit findet auch die tägliche abendliche Temperaturstei
gerung ihre Erklärung, obwohl bisher alle Versuche, Tuberkulose sonst
nachzuweisen, keinen positiven Befund ergeben haben. — 16. V. Die am
2. \. noch gut aussehenden Granulationen sind in den letzten Tagen
wieder matt und schwammig geworden. An mehreren Rippenenden stos-
sen sich wiederholt kleine Sequester ab. Die Heilung ist im Allgemeinen