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Beck 1 ) und Krause 1 2 3 ) machten ebenfalls zuerst über der
Fistel einen explorativen Schnitt möglichst über der Mitte der Höhle.
Nach erfolgter Orientierung mittels Speculum oder Austastung wird
der Zugang zur Höhle durch Hinzufügen von vertikalen Schnitten
nach oben oder unten beliebig gestaltet. Gewiss ist, dass die Ueber-
sicht über die Ausdehnung der zu beseitigenden kranken Stellen
auf diese Weise vorzüglich ist, doch verliert diese Methode durch
das absolut Schrankenlose an einem gewissen Schema.
Diesen Uebelstand griff Gross auf und gab einen Schnitt
an, wodurch er 4 Lappen erhält, die nach Belieben in ihrem Kreu
zungspunkt verschoben werden können, womit er ebenfalls eine vor
zügliche Uebersicht Uber die Höhle erhält.
Jordan verfährt so, dass von einem bogenförmigen Explora-
tivschnitt aus zunächst 2—3 Rippen reseciert werden und dann die
weitere Operation sich genau nach den Angaben von Schede voll
zieht. Dabei sieht Jordan in seinem Explorativschnitt das einzig
sichere Mittel zur Orientierung, über die Lage, Zahl und Ausdeh
nung der Eiterhöhlen, die ihm allein bei Aufstellung des Opera
tionsplanes die notwendigen Auskünfte erteilen können. Am Chi
rurgenkongress 1898 rechtfertigte Jordan seine Explorativincision
mit folgenden Worten s ): „Da die genauere Bestimmung der Grösse
und Ausdehnung der Hohlräume nur durch die direkte Inspektion
und Palpation möglich ist, empfiehlt es sich, die Operation mit
einer ausgiebigen Erweiterung der Fistelöffnung durch Resektion
der 2 oder 3 angrenzenden Rippen zu beginnen und auf Grund der
Exploration sodann die Form und Grösse des abzulösenden Weich
teillappens festzusetzen“.
Die von Sudeck 4 ) angegebene Modifikation bezieht sich zu
nächst auf Fälle, bei denen nicht daran gedacht werden kann, sei
es wegen der Grösse der Höhle, des Zustandes des Patienten wegen
oder bei Totalempyemen, die Operation auf einmal auszuführen.
Er denkt sich dabei ganz richtig, dass, wenn nach Anlegung des
Schede’sehen U-förmigen Schnittes und Resektion einiger Rippen
die Operation unterbrochen werden muss, unbedingt die frische
Wunde durch aus der Empyemhöhle herabfliessenden Eiter inficiert
1) Beck, Berl. klin. Wochenschr. 1898.
2) Gross, Erfahrungen über Lungen- und Pleurachirurgie. Bruns’ Bei
träge Bd. 24. 1899.
3) 1 c.
4) S u d e c k, Bruns’ Beiträge Bd. 25.