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Bei den totalen Empyemen ist es meist nötig, die 9. selbst 10. Rippe
bis zur 2. inkl. von der Verbindung mit ihrem Knorpel an bis zum
Tuberculum costae wegzunehmen. Die Operation muss subperiostal ge
macht werden, damit nicht zu viel Blut verloren geht. Nach hinten
werden die Eippen nur bis etwas über den Angulus hinaus freipräpariert,
dann schneidet man sie in der Mitte mit einer Knochenschere durch,
packt die Fragmente eins nach dem anderen mit der Hand und bricht
das vordere vom Knorpelansatze, das hintere am Vertebralende ab. Der
Bruch erfolgt dann fast genau immer am Tuberculum. Ist dieser Akt voll
endet, so geht man mit einer starken Cooper’ sehen Schere in die ja immer
vorhandene Fistel ein und schneidet nun, selbstverständlich zuerst am
centralen Ende, die kolossalen Pleuraschwarten, die bis zu 4 cm Dicke
erreichen und die Zwischenrippenteile hart an der Lungengrenze durch.
Die Blutung kann leicht dadurch gestillt werden, dass der Operateur
oder Assistent die Intercostalarterie zwischen den Fingern komprimiert,
ehe sie durchschnitten wird, dann wird sie sofort gefasst und unter
bunden oder umstochen. Weitere Blutungen giebt es nicht. Ferner
möchte ich besonders betonen, dass es keineswegs notwendig ist, die ganze
Operation auf einmal zu vollenden; hält der Kranke nicht viel aus, so
begniige man sich mit der Eesektion von 2—3 Rippen und der Ent
fernung der dazu gehörigen Weichteile und verschiebe das weitere auf
spätere Sitzungen, nachdem der Patient sich erholt hat. Auf diese Weise
wird es möglich sein, jeden Collapstod zu vermeiden. Zuletzt muss man
versuchen, die Thoraxhöhle, die nun flach muldenförmige Gestalt ange
nommen hat, möglichst genau mit dem Hautlappen zu bedecken. Vorne
kann man die Hautränder nähen und prima intentio anstreben. Hinten
lässt man die Wunde besser offen und tamponiert die Höhle von hier
mit möglichst wenig Jodoformgaze aus. Ich will hinzufiigen, dass man
gut thut, recht vorsichtig mit dieser umzugehen und in den nächsten
Tagen sehr aufzupassen. Die grössten Schwierigkeiten fiir die Ausheilung
macht die oberste Kuppe des Pleuraraumes, die einzige Stelle, die durch
die beschriebene Operation nicht vollständig freigelegt wird und deren
Tamponade in der Regel nicht ganz gelingt.
Meist bleibt längere Zeit eine dahinführende Fistel zurück, die nur
sehr langsam ausheilt, schliesslich aber doch meistens zum Schlüsse kommt,
weil ja doch wenigstens von einer Seite bewegliche Weichteile hinein
gezogen werden können. Natürlich geht das aber nicht rasch, die schwielige
Lungenpleura bewahrt auch jetzt ihre Unfähigkeit zu einer irgendwie
lebhaften Teilnahme an dem Verwachsungs- und Bewegungsvorgange.
Wo ein Teil von ihr unbedeckt blieb, macht es später die grössten
Schwierigkeiten ihn mit Narbe zu überkleiden. Zuweilen muss man dazu
schreiten, auch die erste Eippe zu resecieren, weil die oberste Wölbung
der Pleurahöhle die Eiterung unterhält.“