22
Rippen, welche die Höhle begrenzen, fast gänzlich in der Ausdeh
nung der Höhle an entsprechender Stelle mit der Knochenzange
durchschnitten werden, und zwar durch kleine Hautschnitte, 1—2 cm
lang, immer in einem Abstande von 5—6 cm — für zwei neben
einanderliegende Rippen könnte ein gemeinsamer im Intercostalraum
gelegener Hautschnitt angewandt werden —, nachdem das Periost
und die übrigen Weichteile in der nötigen Ausdehnung lospräpa
riert worden sind.
Der unmittelbare Effekt davon ist dann, dass die Brustwand
infolge der Retraktion der verdickten Pleura einsinkt, was auch
durch äusseren Druck befördert werden kann und ungefähr eine
Ebene anstatt eine krumme Fläche bildet, worauf eine Zusammen
schliessung der Pleurablätter stattfinden kann; die Hautschnitte
werden unmittelbar nach der Operation zugenäht“.
Wichtig ist vor allem, dass man mit der Resektion eher weiter
geht als notwendig ist, um jede Möglichkeit auszuschliessen, dass
sich unter einer verkürzten Rippe eine Retention bilden kann, die
dann nur wieder eine neue Operation zur Folge haben müsste. War
aber die Thoraxwand in der richtigen Weise nachgiebig geworden,
und legte sich die Pleura pulmonalis der Pleura costalis wieder
ganz an, waren ferner die Granulationen so frisch, dass sie mehr
Tendenz zur Bindegewebsbildung als zur eitrigen Sekretion hatten,
dann hört die Eiterung auf, die Fistel schliesst sich und die Lun
genfunktion wird wieder gut, da einer erneuten Ausdehnung der
vorher komprimierten Lunge nichts im Wege steht. Eine zu grosse
Deformität tritt nicht ein. bei Kindern und auch bei Erwachsenen
können sich die subperiostal resecierten Rippen wieder vollständig
regenerieren.
Estländer gab der von ihm erdachten Methode den Namen
Th or ako p lasti k. Ob der Name richtig ist und über die Opera
tionserfolge, die damit erzielt sind, soll später gesprochen werden.
Jedenfalls steht fest, dass Estländers Erfolge der Operation
grosses Ansehen und schnelle Verbreitung verschaffte; vor allem
kamen von Frankreich aus bald neue Veröffentlichungen.
Berger 1 ) veröffentlichte schon 1884 26 Fälle von ausgedehn
ten Rippenresektionen, von denen 10 geheilt, 5 erheblich gebessert
waren, 4 starben und bei 7 das Endresultat unbekannt blieb.
1) Berger, L’operation d’Estlander. Bull, et mem. de la soc. de chir.
de Paris. T. IX. p. 958.