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Pat. hier wegen Pleuritis exsudativa dextra 2 1 /i Monate lang in Behand
lung. Seit 3 Wochen hat er in der rechten Brustseite wieder starkes
Stechen bekommen, sowie Schmerzen beim Husten und reichlichen Aus
wurf.
Status: Mittel grosser, in reduciertem Ernährungszustand befindlicher
Mann. Lungen in normalen Grenzen. Bei der Perkussion ergiebt sich
r. h. u. vom 8. Brustwirbel an nach abwärts eine leichte Dämpfung. Im
Oberlappen starkes Bronchialatmen mit feuchtem Bassein und Giemen,
über der Dämpfung stark ahgeschwächtes Atmen von undefinierbarem
Charakter. Ueber der linken Lunge ist das Atemgeräusch über dem
Oberlappen etwas rauh, sonst aber normal. Das ziemlich reichliche Spu
tum ist schleimig und fadenziehend. Das Herz und die übrigen Organe
ergeben keinen besonderen pathologischen Befund.
27. X. Da eine Probepunktion mit der Cur schm ann'schen Spritze
im 9. Intercostalraum blutig-eitriges Exsudat ergab, wurde in Chloro
formnarkose zur Operation geschritten. Es wird unmittelbar neben der
Kanüle unter Benutzung dieser als Leitsonde eine Incision auf die nächst
untere Rippe gemacht, diese vom Periost losgetrennt und in 3 cm Länge
reseciert. Nochmalige Punktionsversuche durch die Pleura lassen eben
falls nur Spuren Eiters finden. Nach Spaltung der Pleura costalis ge
langt der palpierende Finger in einen nachweisbar nicht abgekapselten
Hohlraum. Der Finger erreicht keine Verklebungsgrenze. Spülung.
Tamponade mit Jodoform-Glycerin-Streifen. Kissenverband.
10. XI. Vom 2. XI. an täglich Vollbad, das dem Pat. sehr wohl be
kommt. Der Ausfluss aus der Wunde ist und bleibt eitrig, zum Teil
jauchig, stinkend und wird so reichlich, dass täglich zweimaliger Ver
bandwechsel notwendig ist, der dem Pat. seinen schlechten Zustand er
träglicher gestaltet. Der Auswurf ist grünlich, geballt, zu Boden sinkend
und sehr beträchtlich. Die Wunde füllt sich mit gesunden Granulationen,
wird aber durch Jodoformgazetamponade an der obersten Stelle, dort wo
die Rippenresektion gemacht ist, offen gehalten. Unterhalb der Wunde
ist Dämpfung über dem rechten Unterlappen; das Atemgeräusch ist fast
aufgehoben. Statt dessen hört man bei tiefen Inspirationen grobe, feuchte
Rasselgeräusche, oberhalb der Wunde ist tympanitischer Schall, äusserst
starkes Giemen, Pfeifen und feuchtes Rasseln. Die Temperatur war an
fangs konstant um 39 ü , ist in den letzten drei Tagen abgefallen. — Da
der Pat. den furchtbar üblen Geruch seines Sputums sehr unangenehm
empfindet, bekommt er tagsüber Inhalationen mit Terpentinöl, nachts
Codeinsaft. Bei stärkerem Hustenreiz trat zuweilen Erbrechen auf.
Trotzdem steht Pat. heute auf. — 21. XI. In den letzten Tagen fühlte
sich Pat. wieder bedeutend schlechter unter gleichzeitigem Anstieg der
Temperatur auf 39,5° täglich abends. Mehrere verabreichte Mittel gegen
die Beschwerden verursachende Stuhlträgheit und den vielen Husten,
riefen starkes Erbrechen und Magenstörungen hervor. Die Wunde ist