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die besten Bedingungen gegeben. Neubildungen von Rippenspangen
sind denn auch, wie aus unseren Krankengeschichten und auch aus
den beigelegten Sektionsprotokollen zu ersehen ist, in vielen Fällen
vorgekommen. War dann der Zugang zur Empyemhöhle frei, so
wurden mit dem Messer, der Schere oder dem Paquelin die ganzen
Schwarten der Pleura costalis, soweit sie zu erreichen waren, radi
kal entfernt.
Die Bildung des äusseren Hautlappens hängt selbst
verständlich von der Lage und der Grösse der Höhle ab. Dabei
zeigt es sich bei grossen Höhlen, dass der Hautlappen nicht aus
reicht, um den gesetzten Defekt zu decken; dann sind weitere se
kundäre Lappenverschiebungen nötig, besonders unten der Zwerch
fellkuppe zu. Von Thiersch'schen Transplantationen auf das
Diaphragma nimmt man nach unseren Erfahrungen besser Abstand,
da die Heilungsverbältnisse schlecht sind. Wohl kann man aber
die Thiersch’sche Transplantation mitverwenden, wenn abseits der
Pleurawunde nach Lappenverschiebungen grösseie granulieiende
Flächen entstanden sind, die man sonst durch Naht nicht zur
Deckung bringen kann. Geradeso, wie bei anderen Operationen,
muss man auch bei der Thoraxresektion noch in viel höherem Grade
individualisieren. Neben der schematischen Generahdee verlangt
jeder Fall seine auf ihn zugeschnittenen Operationspläne.
In Fall 8 wurde zum 1. Mal versucht, auch Stücke von der
stark verdickten Pleura pulmonalifl mit dem Messer abzutragen,
nachdem man vorher am Rande der Höhle einen ringsum verlaufen
den Schnitt bis ans Lungengewebe gemacht hatte. Nach einigen
Atemzügen bekam man eine konvexe Vorwölbung der noch mit einer
dünnen Schwarte bedeckten, vorher komprimierten Lunge. Beim
weiteren Abschälen trat, als das Lungengewebe schwärzlich durch
zuscheinen begann, eine diffuse parenchymatöse Blutung auf, so dass
von weiteren Versuchen, die Schwarten zu lösen, Abstand genommen
wurde. Trotzdem sah man ein deutliches Sichaufblähen der Lunge
bei jedem Atemzuge. Die Wahrnehmung fällt der Zeit nach mit
den Veröffentlichungen Delorme’s auf dem französischen Chirurgen
kongress zusammen. Fünf Jahre vorher wurde diese Erscheinung
von Sick im Falle 2 bereits beobachtet. In hall 10 wurde die
Delorme’sche Methode wieder versucht, musste aber aufgegeben
werden, da bei starken Hustenstössen des Patienten an mehreren
Stellen die Lungenbläschen perforierten und Luftbläschen erschienen.
Sehr schön dehnte sich in Fall 11 die Lunge aus, wobei man mit