Full text: Zur Frage der Mischinfektion mit Typhus- und Paratyphusbakterien

Bei Typhus sind wie auch bei anderen Infektionskrankheiten neben dem 
als specifisch geltenden noch andere Krankheitserreger im Körper desselben 
Individuums gefunden worden, von denen sich meist nicht nachweisen lässt, 
in welcher Beziehung sie zu dem vorhandenen Krankheitsbild stehen. Ich 
will nun hier nicht alle die verschiedenen Mikroorganismen, wie Kokken, 
Tuberkelbacillen, Colibakterien, Amöben besprechen, die gelegentlich neben 
dem Typhusstäbchen im Körper angetroffen worden sind, sondern nur auf das 
gleichzeitige Vorkommen von Typhus- und Paratyphusbakterien näher 
eingehen. Hierbei ist wiederholt erörtert worden, ob beide Bakterienarten zu 
gleich in den Körper eingedrungen sind und gleichzeitig jede für sich krank 
heitserregend wirkte, also eine Mischinfektion vorlag, oder ob eine, nach 
träglich in den Körper gekommen, eine Sekundärinfektion erzeugte, oder 
schliesslich ob eine, ohne im Organismus eine krankheitserregende Wirkung 
zu veranlassen, ein saprophytisches Dasein führte. Die meisten derartig be 
schriebenen Fälle gehören sicherlich zu den beiden letzteren Arten. 
B. Fischer (6) wies bereits im Jahre 1905 darauf hin, dass alle Fälle, 
in denen gleichzeitig oder nacheinander Typhus- und Paratyphuserreger ge 
funden wurden, noch in mehrfacher Beziehung der Aufklärung bedürften, die 
nur systematische Kulturversuche mit dem Blute, vielleicht auch mit dem 
Urine bringen könnten. Aehnlich äussert sich Kutscher (16), nachdem er 
den Pfeifferschen und den Castellanischen Versuch nach den neueren Er 
gebnissen als nicht beweiskräftig für eine Mischinfektion hingestellt hat: 
„Man vermisst als Schlussglied des Beweises der Mischinfektion die Züchtung 
der Typhus- und Paratyphusbacillen aus dem Blute. Absolut einwandsfreie 
Mischinfektionen von Typhus- und Paratyphusbacillen sind bisher noch nicht 
beobachtet.“ 
Uns ist nun eine derartige Züchtung aus dem Blute eines 12 jährigen 
typhuskranken Mädchens aus Altona gelungen. 
Am 12. November 1907 sandte Herr Dr. Hermes in Altona an das 
Kieler 1 ) hygienische Institut eine nur etwa 0,1 ccm grosse Blutprobe. Sie 
1) Herr Geh.-Rat Prof. Dr. Fischer berichtete über diesen Befund bereits kurz 
in der Sitzung des Kieler physiologischen Vereins am 2. Dec. 1907. Ihm bin ich
	        
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