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Beckers,
Med.-Rat L)r. Schröder in der damaligen Zeit überhaupt nicht gemeldet
worden.
Haben nun beide Bakterien krankheitserregend gewirkt? Zwar aggluti-
nierte das Serum' Paratyphusbacillen nur in einer Verdünnung 1:50, wie es
auch sonst häufig beim Serum Typhuskranker vorkommt. In gewissen Stadien
der Krankheit kann das Serum Typhuskranker sogar Paratyphusbakterien
noch höher agglutinieren [Jürgens (14), B. Fischer (5, 6), Graf (12)
u. a.]. Hiernach lässt sich die ursprüngliche Annahme, dass der Infektions
erreger von dem Serum des Kranken stets stärker beeinflusst werde als Ver
wandte des betreffenden Erregers, nicht mehr festhalten. Darum ist es kaum
zulässig, die beobachtete Reaktion des Serums auf Typhus- und Paratyphus
bacillen hier so aufzufassen, als stehe sie in einem gewissen Verhältnis zu
der Quantität der im Blute vorhandenen Bakterienarten. Der Castellani-
sche Versuch konnte wegen der geringen Beeinflussung der Typhusbakterien
nicht gemacht werden.
Jochmann (13) fand in dem Blute eines scharlachkranken Kindes,
welches keine direkten Zeichen einer typhösen Erkrankung darbot, einen Tag
vor dem Tode Streptokokken und Paratyphusbacillen, nachdem zweimalige
Blutuntersuchungen 2 und 4 Tage vor dem Tode nichts ergeben hatten. Das
Fehlen der typhösen Symptome spricht aber nicht gegen eine durch das Bac-
terium paratyphi stattgehabte Infektion. Denn klinisch konnte das Krank
heitsbild dieser Infektion durch die schon länger bestehende Scharlach
sepsis verdeckt werden, und nachweisbare pathologische Läsionen zur Unter
scheidung von der Streptokokkensepsis waren um diese Zeit noch nicht zu
erwarten.
Zur Erklärung unseres Falles könnte noch an die Möglichkeit gedacht
werden, dass ein Bakterium zuerst im Darm saprophytisch gewuchert, und
erst nachdem die Infektion durch das andere Bakterium erzeugt war, auch
in die Blutbahn getreten wäre.
Wenn man nun noch bedenkt, dass der Paratyphusbacillus dieselben
klinischen Erscheinungen und dieselben pathologischen Veränderungen hervor-
rufen kann, wie der Typhusbacillus, so spricht nichts gegen die Annahme
einer „Miscliinfektion,“ vieles aber dafür.
Dieser gleichzeitigen Züchtung von Typhus- und Paratyphusbacillen aus
dem Blute stehen in der Literatur mehrere Fälle gegenüber, in denen zwar
auch beide Bakterienarten bei demselben Kranken gefunden worden sind, bei
denen aber, wie wir sehen werden, für die Annahme einer Mischinfektion
kein zwingender Grund vorliegt.
Conradi (2) hat bei einem Mädchen, das sich anscheinend infolge Ge
nusses von Eisstückchen inficiert hatte, am 5. Krankheitstage im Stuhl zahl
reiche (200) Typhus- und vereinzelte (5) Paratyphusbacillen gefunden. Im
Wasser des Brunnens, von dem das genossene Eisstückchen stammte, gelang
es ihm ebenfalls, beide Bacillenarten nachzuweisen. Das Blut der Patientin
wurde nicht untersucht. Mit diesem Befund ist nun aber keineswegs erwiesen,
dass auch beide Bakterienarten an dem Zustandekommen der Infektion be