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primären Krebses liegen, sodaß die später entstandenen Ge
schwülste nicht durch einfache anatomische Weiterverbreitung
der Krebsmasse von dem primären Krankheitsherde aus ent
standen sein können.“ Bruns hat dieses in der damaligen
Zeit „von vielen Ärzten geleugnete Vorkommen“ durcli
eigene und fremde Beobachtungen belegt.
Die zeitlich nächsten Ausführungen linde ich bei Rudolf
Virchow im ersten Bande seines Werkes: „Die krankhaften
Geschwülste“, das 1863 erschien und indem sich folgende
Darlegungen finden, die ich hier aus historischem Interesse
wörtlich folgen lasse: „Denke man sich, wir sähen eine Reihe
von gleichartigen Geschwülsten im Körper, sei es gleich
zeitig, sei es in einer kürzeren Zeitfolge hintereinander ent
stehen. Die große Zahl dieser Geschwülste, die an ver
schiedenen Stellen des Körpers auftreten, macht den Ein
druck, daß es sich um eine konstitutionelle Störung handelt.
Diese schließt aber für gewisse Pathologen unmittelbar den
Begriff der humeralen Grundlage ein; folglich sagen sie:
weil an verschiedenen Stellen des Körpers in einer relativ
kurzen Zeit gleichartige Geschwülste auftreten, so ist mit
Notwendigkeit auf eine ursprüngliche Veränderung des Blutes
zu schließen. Dieser Schluß erweist sich aber immer als
ein sehr bedenklicher, sobald diese verschiedenen Bildungen,
sie mögen noch so zahlreich sein, in Geweben oder Teilen
auftreten, die zu einem und demselben System gehören.
Wenn dagegen in sehr differenten Teilen analoge Bildungen
sich zeigen, so kann allerdings das System nicht mehr als
solches, nicht mehr die besondere örtliche Prädisposition an
geschuldigt werden; denn es handelt sich allerdings wahr
scheinlicher um eine allgemeine Ursache, die wir uns am
leichtesten im Blut denken.“ Zum Schluß seiner Betrach
tungen führt er aus: „Also aus dem bloßen Umstande, daß
eine Multiplizität von Geschwülsten eine größere Zahl von
Eruptionsstellen an verschiedenen Teilen des Körpers be
stellt, können wir um so weniger mit Bestimmtheit schließen,