Mit Rücksicht darauf, daß sicli in anderen Publika
tionen, die sich mit dieser Frage beschäftigen, ein histo
rischer Überblick nicht oder nur angedeutet findet, möchte
ich zunächst die Ausführungen der älteren Autoren auf diesem
Gebiete mit größerer Ausführlichkeit und mit Berücksich
tigung der chronologischen Reihenfolge im folgenden wieder
geben :
In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts findet
sich kein Autor, der die Multiplizität der Carcinome be
handelt und Beck erwähnt in seiner 1883 in der Prager
medizinischen Wochenschrift erschienenen Arbeit Roki
tansky als den ersten, der in seinem 1854 erschienenen
Lehrbuch der pathologischen Anatomie zu dieser Frage
Stellung nimmt.
Rokitansky spricht dort von Krebsen, die „sehr oft
in großer Zahl in sehr verschiedenen Organen zugegen sind,
indem sie bald ursprünglich an mehreren Stellen zugleich
entstanden, bald nacheinander sich allmählich oder rasch
entwickeln und vervielfältigen“ und weiter sagt er: „Bei
der primären und noch mehr bei der sekundären Krebsent
wicklung ist abgeselien von jeder Erkrankung ex contiguo
ein sympatisches Verhältnis zu erkennen, z. B. Ovarium und
Uterus.“
In seinem 1859 erschienenen Handbucli der praktischen
Chirurgie betont Victor von Bruns „daß bei demselben
Kranken eine Ablage von Epithelialkrebsmasse an zwei oder
mehreren, von einander entfernten Stellen des Körpers vor
kommt, welche außerhalb des anatomischen Bereiches des