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Diese Neubildung der Blutzellen geschieht durch in
direkte Teilung (Mitose), was für die farbigen wie für die
farblosen Blutzellen bewiesen ist, seit die Kernteilung an
der lebenden Zelle beobachtet wurde. Dagegen ist die
Kenntnis der funktionellen Bedeutung der Knochen-
markzellen, insbesondere für die Blutbildung, sowie die
Kenntnis der gegenseitigen Entwicklungsbeziehungen der
verschiedenen Zellen des Knochenmarks zu einander noch
mangelhaft und die in der Literatur ausgesprochenen An
sichten und Hypothesen stehen oft in Widerspruch zu ein
ander.
Die Geschichte der wissenschaftlichen
Forschungen auf diesem Gebiete ist in kurzen Zügen
folgende:
Die erste Theorie der Beziehungen der farblosen
Blutzellen zu einander stammt von Virchow. Danach
wurden die Lymphozyten als Jugendformen der farblosen
Blutzellen oder Leukozyten angesprochen. Diese Anschauung
hat lange Zeit bestanden und wurde erst von Ehrlich
ernstlich bestritten. Durch seine „farbenanalytischen“ Unter
suchungen, speziell des Knochenmarks, kam Ehrlich
erstens zu einer strengen Scheidung der farblosen Blutzellen
nach der Chromatophilie ihres Zelleibes, zweitens lehrte er
von einander die Lymphozyten, die ausschließlich den
Lymphdrüsen entstammen sollten, von den Myelozyten
oder M a r k z e 11 e n nebst den aus ihnen sich entwickelnden
Leukozyten formen unterscheiden. Letztere Ansicht kann
heute nur zum Teil zurecht bestehen, nachdem eine Reihe
Forscherdie Anwesenheit a u toch thoner.Lym ph o zy ten
im Knochenmark nachgewiesen hat (Pappen beim,
Ilirschfeldjf Nach Eh r 1 ich sind speziell noch darüber,
in welchen genetischen Beziehungen die Knochenmarkzellen
zu einander stehen, weitere verschiedene Theorien entstanden.
Auf diebierin Betracht kommenden einzelnen Arbeiten u. Lehren
von Uskoff, Benda u. a. gehe ich nicht weiterein, da eine
Zusammenfassung derselben durch Pappen he im gegeben
ist, und derselbe auch eine Grundtheorie über diese Frage
aufgestellt hat, die heute kaum von jemandem angezweil'elt