Die Katatonie ist nach der Definition K rapeli n s eine
Geisteskrankheit mit „eigentümlichen, meist in Schwachsinn
ausgehenden Zuständen von Stupor oder Erregung mit den
Erscheinungen des Negativismus, der Impulsivität und Ver
schrobenheit, der Stereotypie und S u g g e stibilität in Aus
drucksbewegungen und Handlungen“. Wenn auch die Lehre
von der Katatonie in dieser von K r a e p e 1 i n ausgebauten
Form weit allgemeinere Anerkennung gefunden hat, als in
dem von Kahlbaum als erstem vor reichlich 30 Jahren
zusammengestellten und mit dem Namen Katatonie (Span-
uungsirresein) bezeichneten Syraptomenkomplex, so hat sie
doch auch heute noch manche Gegner.
Namentlich das gewiß sehr seltene Vorkommen der
Katatonie im Kindesalter wird von vielen Autoren bestritten,
und auch Ziehen bezeichnet diese Krankheit im zweiten
Hefte seiner Abhandlung „Die Geisteskrankheiten des Kindes
alters“ als eine „katatonische Varietät der Dementia hebe-
pbrenica.“ Nach A. Hoch e (Bins w an g er und Siemer-
1 i n g, Lehrbuch der Psychiatrie) weisen hebephrenische und
katatonische Formen zahlreiche verwandschaftliche Bezie
hungen und Ubergangsfälle auf, so daß eine genaue Ab
grenzung oft schwierig und für die Praxis bei der fast
gleichen Therapie und Prognose beider kaum sehr ins
Gewicht fällt.
Der folgende Fall von Katatonie bei einem 12 jährigen
Knaben, der in zum Teil recht typischer Weise die oben
erwähnten Symptome dieser im Kindesalter so seltenen
Geisteskrankheit zeigt, gelangte in der Zeit vom 29. VI. 06