Full text: Knochenbrüche bei Tabes und deren ätiologische Stellung

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Der hypertrophischen Callusbildung reihen sich die ausge 
dehnten Knochenneubildungen in der Umgebung des Bruches an, die 
bald als ossifizierende Periostitis, bald unter dem Bilde echter 
Myositis ossificans sich dokumentieren und in ganz analoger Weise 
bei der tabischen Arthropathie in der Gelenkkapsel oder an den 
Sehnenansätzen beobachtet werden. Die Erkenntnis dieser Prozesse 
hat durch die Radioskopie eine wesentliche Erweiterung erfahren. 
Bei 3 unserer Patienten sind diese Veränderungen in sehr ty 
pischer Weise ausgebildet; zweimal in Gefolgschaft einer nicht- 
konsolidierten Schenkelhalsfraktur. Im Fall 8 (Frau D.) finden wir 
beide Formen, periostale Neubildung und ossifizierende Prozesse im 
Muskel nebeneinander. Dort, wo der Trochanter gegen die Becken 
schaufel anstößt, hat sich ein dachartiger Knochenwulst gebildet, 
der dem Femur nach obenhin Halt gibt; im Vastus externus bezw. 
Tensor fasciae latae läßt sich eine lange bewegliche Knochenplatte 
verschieben, die mit dem Oberschenkel in keiner Verbindung steht. 
Beim Patienten D. (Fall 8) liegt eine Kombination beider Formen 
vor; eine tumorartige Knochenbildung, die die Adduktorenmuskulatur 
durchsetzt, schiebt sich zwischen Becken, Schenkelhals und Diaphyse, 
mit dieser in Verbindung stehend. Der Tumor setzt sich nach 
unten in eine bandartige periostale Auflagerung des Knochens fort. 
In unserer Beobachtung 9 (Pat. M. mit intraartikulärer Fraktur des 
oberen Tibiaendes) fanden sich ossale Einlagerungen in der Knie 
gelenkkapsel. In allen übrigen Fällen wurden derartige Verände 
rungen vermißt, d. h. also, wir konnten sie nur da nachweisen — 
und das ist bemerkenswert — wo infolge veränderter statischer 
Verhältnisse die analgetischen Muskeln und Bandmassen durch un 
richtige Inanspruchnahme dauernd abnormen mechanischen Reizen 
ausgesetzt waren: zweimal bei nichtkonsolidierter Schenkelhals 
fraktur, die gar nicht oder nur kurze Zeit ärztlich behandelt wurde, 
einmal bei intraartikulärem Bruch des Knies, das trotz der Ver 
letzung weiter belastet und schließlich zum Schlottergelenk wurde. 
Unsere Beobachtungen decken sich mit denen vonWilms, der auf 
dem Röntgenbild einer tabischen Hüftaffektion, kombiniert mit sub- 
trochanterer Fraktur, eine dachartige Knochenmasse über dem Ge 
lenk und Verknöcherungen in den Beckenmuskeln nachweisen konnte; 
an einem erkrankten Kniegelenk mit völlig abgeschliffenem Condylus 
lateralis femoris sah er die Sehnen der inneren Beuger ossifiziert. 
Wilms glaubt, die Verknöcherungsprozesse als mechanische Reiz- 
erscheinungeu ansprechen zu müssen und stellt sie dem Exerzier- 
und Reitknochen als analog an die Seite. Kann eine normale
	        
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