Full text: Knochenbrüche bei Tabes und deren ätiologische Stellung

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beiden Kranken gemeinsam und ließen mit Sicherheit die Rücken 
marksaffektion erkennen, was durch den weiteren Verlauf bestätigt 
wurde. Die oft schwer erkennbaren Krankheitssymptome lassen 
Zweifel in mir aufkommen. ob in den Fällen, wo solches berichtet, 
die Fraktur wirklich als einziges den übrigen Krankheitser 
scheinungen weit vorauseilendes Zeichen anzusehen ist. So be 
schreibt Tilmann drei Fälle von Torsionsfraktur des Ober 
schenkels bei Personen, die angeblich völlig gesund und erst nach 
Jahren manifeste Tabes zeigten. Zeller sah in Fällen von Patellar- 
fraktur durch Muskelaktion erst nach einiger Zeit tabische Sym 
ptome auftreten. Ich glaube nach unseren Erfahrungen, daß eine 
wiederholte Untersuchung das eine oder andere Symptom zu Tage 
gefördert haben würde. Berichtet doch auch Erb von einem 
Patienten, bei dem verlangsamte Schmerzleitung lange Zeit das 
einzige Zeichen blieb. Der unter eigentümlichen Umständen ein 
tretende Knochenbruch ist nur die erste alarmierende Krankheits 
erscheinung, die die Aufmerksamkeit des Kranken wie des Arztes 
auf das Grundleiden lenkt. 
Wieweit bei unseren Fällen 9 und 11, als die ersten beiden 
Frakturen sich einstellten, bereits Tabessymptome bestanden, 
wissen wir nicht; sie wurden auswärts behandelt, das Rücken 
marksleiden erst bei der Aufnahme in die Klinik erkannt. Auch 
Patient 6 wußte von seiner Krankheit nichts, obwohl bereits aus 
gesprochene spinale Symptome vorhanden waren. Alle übrigen 
Kranken hatten, wenn ihnen auch meist die Art ihres Leidens unbe 
kannt, doch schon längere Zeit vor der Verletzung störende Ver 
änderungen an sich beobachtet; objektiv konnten bei ihnen Koor 
dinationsstörungen nachgewiesen werden. 
Fast die Hälfte unserer Fälle befand sich demnach zur Zeit 
der Fraktur im Intialstadium der Tabes; es entspricht das der 
Statistik von Flatow, der unter 19 Patienten mit Knochenbruch 
9mal das präataktische Stadium angegeben fand. 
Etwas abweichend davon ergibt unsere statistische Zusammen 
stellung unter 59 Fällen nur 19mal die präataktische Periode be 
fallen, während Bougle sogar von 41 Frakturen nur 2 aus dem 
Initialstadium auffinden konnte. 
Die größere Hälfte unserer Kranken zeigte bereits ataktische 
Störungen. Dagegen steht nns aus der letzten Krankheitsperiode 
kein Fall zur Verfügung, trotzdem gerade diese zu Knochenbrüchig 
keit disponiert. Es liegt in der Natur der Sache, daß derartige
	        
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