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sehende Massen. Die Knochenfragmeute liegen von der Flüssigkeit um
spült völlig frei und isoliert in der großen Höhle, sie sind sehr spitz
und zeigen die Form eines Torsionsbruches; keine Callusbildung. Die
Höhle reicht nach oben bis zum Poupartschen Band, nach unten bis zum
Kniegelenk hin.
Unter diesen Verhältnissen wird mit Zustimmung des Kranken ohne
Fortsetzung der Narkose völlig schmerzlos die hohe Oberschenkelamputation
ausgeführt. Die Vena cruralis zeigt sich total thrombosiert, die Arterie
sklerotisch verändert.
Eine Verletzung der großen Gefäße durch die spitzen Knochenfrag
mente läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen.
Nachbehandlung: Exzitantien, permanentes Bad.
3. XII. Nach neuem Fieberanstieg Exitus. Die Autopsie ergibt schwere
eitrige Pyelonephritis beiderseits.
Die Röntgenuntersuchung ergibt Torsionsbruch der Oberschenkel-
diaphyse. Corticalis breit, gibt intensiven Schatten.
An dem Präparat des amputierten Oberschenkels lassen die Röntgen
strahlen sehr scharf die Bälkchenzeichnung des Knochens erkennen, die
sich in nichts von dem am normalen Knochen unterscheidet.
Fall 2. D., Leo, 35 J., Arbeiter, Kiel. Aufgen. 4. VII. 1904. Entl.
2. II. 1905.
Anamnese: Als junger Mann gesund. Er ist Vater eines Kindes,
das vor seiner Militärzeit 89/91 geboren; nach Beendigung derselben hat
er sich mit der Mutter dieses Kindes verheiratet, die nun 9 mal abortierte;
ein lebendes Kind hat sie nicht mehr zur Welt gebracht. Seit den letzten
Wochen leidet D. an Schmerzen im 1. Bein, doch verrichtete er trotzdem
seine Arbeit. Am 25. XI. erhielt er einen Stoß mit einer Deichsel gegen
den linken Oberschenkel; er fiel darauf hin, setzte jedoch, da er keinerlei
Schmerzen verspürte, die Arbeit fort. Bald zwangen ihn jedoch die rheu
matischen Beschwerden dazu, sein Bett aufzusuchen; er stand nur morgens
zum Waschen auf. Als D. heute früh sein Lager verließ und sich beim
Anziehen der Hose allein auf das linke Bein stützte, spürte er plötzlich
unter lautem Knacken Schmerzen im Oberschenkel. Pat. ließ sich sofort
in einen Stuhl nieder. Aufnahme in die Klinik noch selbigen Tages.
Status: Untersetzter, kräftig gebauter Mann. R. Pupille enger als
die linke, beide reagieren träge auf Lichteinfall. Patellarreflexe beiderseits
lebhaft. Ataxie besteht weder an den Armen noch Beinen. In der unteren
Thoraxpartie eine handbreite hypästhetische und hypalgetische Zone. Sen
sibilität der unteren Extremitäten intakt; nur an den Füßen verlangsamte
Schmerzleitung.
Das linke Bein wird auswärts rotiert gehalten. Nennenswerte Schwel
lung besteht nicht. Unter dem Trochanter fühlt man an der Außenseite
eine knöcherne Vorwölbung, die sehr druckempfindlich. Subtrochanter
deutliches Krepitieren fühlbar. Verkürzung nicht nachweisbar. Abduktions
schiene.
12. XII. Ärztlich nicht beobachteter Krampfanfall.
2. I. Fraktur völlig fest; sehr starke Verdickung an der Bruchstelle
fühlbar.