Full text: Knochenbrüche bei Tabes und deren ätiologische Stellung

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häufige Fallen und Anstoßen der Kranken, durch den Mangel zweckmäßiger 
Abwehrbewegungen, ein anderer entsteht durch oder unter Mitwirkung der 
ungünstigen Belastung bei Schlottergelenken; der übrig bleibende Teil, der 
nicht hllzu groß sein dürfte, durch eine auf bisher unbekannte Weise ent 
stehende Brüchigkeit der Knochen.“ 
Kolisko endlich sucht den Grund der tabischen Frakturen in der 
Inkoordination der ausgeführten Bewegungen, im Fehlen aller Hemmungen 
und im Mangel der die Stärke des Knochens sehr wesentlich unterstützen 
den Muskelfunktion. 
Die beiden letzten Autoren haben sich also vollkommen von 
der neurotischen Theorie entfremdet; für sie spielen einzig und 
allein mechanische Momente im Verein mit Funktion, reflektorischen 
und koordinatorischen Störungen die wesentlichsten ätiologischen 
Faktoren der tabischen Spontanfrakturen. 
Legen wir uns die Frage vor, welche der vorgetragenen An 
schauungen den Tatsachen am meisten Rechnung trägt, so müssen 
wir die sachlichen Gründe, die sich aus klinischer Beobachtung be 
sonders aber auf Grund anatomischer Untersuchungen für die eine 
oder andere Theorie zum Beweise heranziehen lassen, gegenein 
ander abwägen und vergleichen. Versuchen wir dieses, so werden 
wir bald auf bedenkliche Schwierigkeiten stoßen, die nicht zum 
geringsten schon bei der Definition des Begriffes „tabische Spontan 
frakturen“ sich in den Weg stellen. Denn was haben wir eigent 
lich unter den tabischen Spontanbrüchen zu verstehen? Etwa alle 
im Verlaufe einer über Jahre und Jahrzehnte sich erstreckenden, 
mit den schwersten atrophierenden Veränderungen des chronisch 
kranken und siechen Organismus ohne äußere Ursachen eintretenden 
Kontinuitätstrennungen am Knochensystem? Ohne Rücksicht auf 
den jeweiligen Zustand der Knochen? Oder sollen wir nur jene im 
frühen Stadium der Tabes, bei völligem Fehlen schwerer spinaler 
Symptome und normalem Kräftezustand des Rückenmarkskranken 
den anscheinend völlig intakten Knochen treffenden, durch keine, 
oder nur im Rahmen natürlicher Belastungsgröße liegende, geringe 
äußere Gewalten verursachten Brüche unter dem Begriff echter 
tabischer Spontanfrakturen zusammenfassen? 
Sehen wir daraufhin die einschlägige Literatur durch, so werden 
wir vergeblich nach einer befriedigenden Antwort suchen. Man 
hat zwar die tabischen Frakturen zusammen mit den bei progres 
siver Paralyse und Syringomyelie auftretenden in eine besondere 
Kategorie zusammengefaßt und sie von den im Gefolge von Osteo- 
malacie, Rachitis, idiopathischer Osteopsathyrosis, Muskeldystrophie 
und ähnlichen Krankheiten auftretenden Spontanbrüchen getrennt.
	        
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