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Als dann die Röntgenstrahlen in die Medizin eingeführt
wurden, fanden sie denn auch recht bald Verwendung bei
dem Lupus vulgaris. Aus den vielen hierüber vorliegenden
Berichten ist ersichtlich, daß sie in manchen Fällen recht
gute Dienste geleistet, in den meisten aber auch versagt
haben. Und jetzt ist die Röntgenbehandlung fast völlig von
der Behandlung mit Lichtstrahlen verdrängt worden.
So überzeugend schon die ersten praktischen Versuche
Finsen’s für die heilende Wirkung der Lichtstrahlen
sprachen, so schwierig war es doch hierfür eine genügende
Erklärung zu finden.
Finsen war ursprünglich der Ansicht, daß die bak
terizide Wirkung der Lichtstrahlen den Hauptheilfaktor
ausmache.
Inzwischen sind seine Ausführungen über die bakterizide
Wirkung des Lichtes auch in seinem Institute wiederholt
nachgeprüft worden.
Durch B i e x ) ist festgestellt, daß der bei der Belichtung
gewisser „Nährflüssigkeiten gebildete bakterizide Stoff Wasser
stoffsuperoxyd ist“. Als Nährungssubtrat verwendete er
Bouillon, Urin und Peptonlösung. In Uschinsky’s Flüssig
keit, Pferdeserum, und Peptonlösung mit Zusatz von milch
saurem Natron bildet sich bei der Belichtung kein Wasser
stoffsuperoxyd, aber auch kein bakterizider Stoff. Bringt
man Bakterien in destilliertes Wasser und belichtet, so
werden sie getötet. Da bei der Belichtung destillierten
Wassers kein chemischer Prozeß vor sich geht, so ist man
berechtigt daraus zu schließen, daß die bakterizide Wirkung
des Lichtes nicht von der Bildung eines bakteriziden Stoffes
in der Flüssigkeit abhängt, in welcher sich die Bakterien
finden, sondern daß sie in einer direkten Einwirkung auf
die Bakterien besteht“. (Bie, ebendaselbst).
Hiermit ist also die bakterizide Wirkung des Lichtes
in vitro erwiesen. Anders aber verhält es sich im tierischen
Gewebe. Klingmüller und Halberstaedter' 1 2 ) excidierten
1 ) Mitteilungen aus Finsen’s medizinischem Lichtinstitut. H. 9.
2 ) Deutsche Medizinische Wochenschrift 1905. Nr. 14.