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Das liegt hauptsächlich daran, daß man aus kosmetischen
und technischen Rücksichten den kranken Herd nicht so tief
und so ausgiebig herausschneiden kann, wie es erforderlich
wäre. Wir haben dieses auch an dem Material unserer
Klinik immer wieder beobachten können.
Ist nun aber eine Methode so schwierig, daß sie nur
von sehr wenigen, ganz besonders geübten angewandt werden
kann, so darf sie nicht für die Allgemeinheit empfohlen
werden. Und was würde man in solchen Fällen machen,
wo ein Recidiv schnell dem andern folgt, wo das ganze Gesicht
ergriffen ist, wo Excision oder Excochleation nicht möglich
ist, oder wie es bei häufiger, erfolgloser Operation nur zu
verständlich ist, verweigert wird? Soll man solche Un
glückliche völlig ihrem Schicksal überlassen?
Recidive gibt es auch bei der Excision kleinerer Herde,
wenn man auch recht weit im Gesunden operiert. Die
Tuberkelbazillen liegen lange tief im Gewebe, ohne äußerlich
sichtbare Erscheinungen zu machen; sie bleiben bei der
Operation eines nahen Herdes unbeschädigt liegen; machen
aber dann allmählich die spezifischen Veränderungen, und
so kommt es, daß man so oft in der Operationsnarbe oder
an ihrem Rande Recidive vorfindet.
Aus allen diesen Gründen konnte sich diese chirurgische
Behandlungsmethode der Excision keine allgemeine Beliebtheit
erwerben, weder bei den Ärzten noch bei den Patienten. Ganz
ähnlich liegen die Verhältnisse bei der Auskratzung mit dem
scharfen Löffel. Auch hier ist es nicht möglich alle Herde
zu zerstören, weil sie der klinischen Untersuchung entgehen,
und deshalb sehen wir bei schlechtem kosmetischen Resultat
sehr oft und bald Recidive nach der Auskratzung auftreten.
Die Skarifikationen hat man wohl ganz aufgegeben
wegen der -Gefahr der Verschleppung von Tuberkelbazillen
in die Blutbahnen.
Die von Holländer empfohlene Verbrennung mit
heißer Luft erfordert jedesmal eine Narkose wegen der sehr
erheblichen Schmerzhaftigkeit, hinterläßt zum Teil sehr häß
liche Narben und verhindert ebenfalls nicht Recidive an dem
behandelten Herd.