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In folgendem beabsichtige ich einen kritischen Bericht
zu geben über die Fälle von Lupus vulgaris, welche in dem
hiesigen mit der Kgl. dermatologischen Universitätsklinik
verbundenen Lichtinstitut behandelt worden sind, um zu
zeigen, wie hoffnungsvoll diese Ei’gebnisse sind.
Vorher gehe icli in Kürze ein auf die übrigen Methoden
der Lupusbehandlung, auf das Wesen der Lichttherapie und
auf die Grundsätze, nach denen wir behandeln.
Man kann drei verschiedene Arten von Lupusbehand
lungen unterscheiden, die chemische, die chirurgische und
radiotherapeutische. Bei der chemischen, der Ätzmethode, ist
das Prinzip, das kranke Gewebe zu zerstören, die Tuberkel
bazillen zum Absterben zu bringen und die Granulationen
anzuregen. Dahin gehören die Behandlung mit Pyrogallol,
Arsensäure, Milchsäure, Chlorzink, Kalilauge, Arg. nitric.,
Resorcin, Formalin, Vereisen mit Chloraethyl und nachfolgen
dem Pinseln mit Acid. hydrochl. crud. usw. Jede dieser
Behandlungsarten ist mehr oder weniger schmerzhaft, und
bringt, je tiefer und ausgebreiteter der Lupus ist, und je
energischer also geätzt werden muß, um so schlechtere kos
metische Erfolge. Die Berichte über Injektionen von Sublimat
oder Calomel lauten sehr widersprechend. Während die
einen Autoren vor weiteren Versuchen als absolut zwecklos
energisch warnen, wollen andere recht gute Resultate gesehen
haben. Es ist zu berücksichtigen, daß die durch Sublimat-
und Calomelinjektionen geheilten Fälle sicherlich keine Tuber
kulose, sondern Lues waren.
Nach der Entdeckung des Tuberkulin durch Koch
wurde dieses sofort nicht nur zur Behandlung der Lungen
tuberkulose,, sondern auch des Lupus vulgaris in ausge
dehntem Maße verwandt. Die verschiedenen Tuberkuline
haben aber auf den Heilungsprozeß des Lupus keinen wesent
lichen Einfluß ebensowenig, wie die von Länderer em
pfohlenen Injektionen von Zimmtsäure. Alle diese Versuche
hat man jetzt fast völlig aufgegeben, das A. T. aber als ein
wichtiges Hilfsmittel beibehalten. Ich werde darauf noch zu
sprechen kommen.