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kreuzlied ist, das um 1187 entstanden sein muss, und 144b eine
Strophe aus einem liede des viel späteren Otto von Botenlouben. Diese
beiden lieder nr. 24 und 186 ziehe ich daher als original lateinische
in die Untersuchung, nicht jedoch nr. 180, dessen Verhältnis zur Ecken
liedstrophe nicht ohne weiteres erhellt.
Yon der betrachtung schliesse ich ferner aus alle nichtrhythmischen
stücke der Sammlung, also die versus und die prosaischen bestandteile.
Es bleiben demnach für unsere Untersuchung 146 selbständige lieder,
— wobei wir nr. 93/94 s. 51/52, nr. 81 s. 167 und nr. 61 s. 151 je in
2 lieder zerlegen 1 , — und 95 in den 4 dramen (nr. 202 s. 80, nr. 203
s. 95, Fragm. Bur. tf. V/YII, Frgm. Bur. tf. VIII/XI) enthaltene gedichte,
wenn wir nr. 202 zu 52, nr. 203 zu 14, Fragm. Bur. tf. Y/VI1 zu 1
und Fragm. Bur. tf. VIII/XI zu 28 stücken rechnen.
Von den 146 selbständigen liedern sind 91 heiteren und 55 ernsten
Charakters. Bei einer rein numerischen berechnung erhielten wir so
eine grössere anzahl ernster als heiterer gedichte; doch sind die dramen-
lieder ja meist sehr kurz, dagegen manche heitere von ziemlich be
deutendem umfang, und tatsächlich liegt uns, wie ja schon äusserlich
erkennbar ist, eine weit grössere masse heiterer als ernster lieder
in der handschrift vor. Bei unserer Untersuchung wollen wir jedoch
die Scheidung, die die handschrift selbst bietet, beibehalten, nämlich
55 ernste, 91 heitere und 95 dramatische gedichte unterscheiden 2 .
Der text der Carmina Burana.
Bevor wir die Untersuchung der technischen einzelheiten der Car
mina Burana, vornehmen, ist es unumgänglich, über den Wortlaut des
textes klar zu werden, der uns in der handschrift so mangelhaft über-
1) Strenggenommen müssten wir aus nr. 205 s. 109 und 206 s. 110, 3 selb
ständige lieder herstellen nach dem, was W. Meyer (Fragm. Bur. s. 14/15) über ihre
Überlieferung bemerkt; desgleichen werden höchst wahrscheinlich in nr. 177 s. 237 4
und in nr. 179 s. 240 3 selbständige lieder stecken; doch einstweilen halte ich die
anordnung Schmellers fest.
2) Für die ganze folgende abhandiung vergleiche man die ausführungen Wilh.
Meyers in seinen Gesammelten abhandlungen zur mittellateinischen rhythmik
Berlin 1905, band I, s. 136fgg., die ich auch bei den einzelnen capiteln stets speciell
citieren werde; seine ansicht über das wesen der lateinischen rhythmen hat W. Meyer
neuerdings noch einmal kurz formuliert in den Nachrichten von der Kgl. gesellsch.
d. Wissenschaft zu Göttingen, phil.-hist. klasse 1906, heft I, s. 192 fgg. (Über die
rhythmischen Jamben des Auspicius); eine Specialuntersuchung eines liedes aus den
Carmina Burana (nr. 16 s. 13) gibt er daselbst heft II, s. 49fgg. (De scismate
Orandimontanorum),