Full text: Die Negation in der altenglischen Dichtung

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werden: kein Mensch ist wahrhaft glücklich, der Mensch ist 
n i e wahrhaft glücklich, der Mensch ist nirgends wahrhaft 
glücklich. Das positive quäle, homo est vere beatus, wird hier 
nicht direkt verneint, es wird aber bestritten und bis auf das 
Minimum verneint, daß es sich in praktischen Fällen an irgend 
jemand, zu irgend einer Zeit, an irgend einem Orte u. s. w. als 
wahr zeige. 
Der Unterschied zwischen der qualitativen und quantitativen 
• Negation ist eben nur im ganzen Satze aus dem Ausdrucke eines 
Urteils ersichtlich. Wenn wir einzelne Worte heranziehen, so 
ist z. B. no man oder na wiht ebenso qualitativ verneint wie etwa 
ne ma>g, ne pearf etc. Ein anderes Resultat erhalten wir in der 
Aussage. Nehmen wir ein beliebiges Beispiel aus dem Gotischen : 
manna imma ni mag faheid wilwan (der Mensch vermag ihm die 
Freude nicht zu rauben); handelt es sich um das rein praktische 
Ergebnis allein, so ist dieses zwar gleichwertig mit: ni manna 
imma mag faheid wilwan (kein Mensch vermag ihm die Freude 
zu rauben) oder mit: ni aiw mag manna imma faheid wilwan 
(nie vermag ihm der Mensch die Freude zu rauben), aber nur 
im ersteren Falle wird das Tätigkeitswort „rauben“ oder besser 
gesagt, die Unmöglichkeit des Raubens direkt, unmittelbar am 
Verbum selbst, also durch qualitative Negation zum Ausdruck 
gebracht, in den anderen beiden Fällen wird das Tätigkeitswort 
„rauben“ nur indirekt, mittlbar negiert. Es bleibt zunächst erst 
einmal die Möglichkeit des „Raubens“ offen, aber Beispiel 2 
besagt, daß sich kein Mensch findet, bei dem sie vorkomme, 
unter 3 wird behauptet, daß sich niemals ein Mensch findet, 
bei dem sie vorkomme. Auf das quäle des Inhalts der Aussage 
ist eben in den beiden letzteren Fällen nicht bezug genommen 
(ob ja oder nein, ob vermögen oder nicht vermögen), sondern 
auf den Umfang, das quantum ihrer Geltung, d. h. die Negation 
des ganzen Urteils (nicht der einzelnen Wörter 1) ist quantitativ. 
So kommt es auch, daß, weil die qualitative Negation das Ur 
teilsprädikat direkt, unmittelbar verneinte, sie ihren Platz ohne 
Ausnahme unmittelbar beim Verbum finitum fand und so mit 
diesem zu jenen zahlreichen Bildungen verschmolz, wie ae. nah, 
nat, bes. mit wesan, wo z. B. in der 3. Sg. Präs., gebildet von 
der Wurzel es, sämtliche Fälle Verschmelzung mit der Negations
	        
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