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M. Ke ding, Weitere Untersuchungen über stickstoffbindende Bakterien.
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nicht nur eine ernährende Wirkung ausüben, sondern auch die Humusbildung begünstigen, eine reichere
Entwickelung der Fäulnisbakterien bewirken, die Azotobacter mit assimilierbarem Kohlenstoff versehen, und
auch rein physikalisch durch Auflockerung des Bodens vorteilhaft sein.
Thiele (1. c.) hat in Nährlösungen ohne besonderen Kalkzusatz Stickstoffzunahmen durch Azotobacter
erfahren. In einer Nährlösung von der Zusammensetzung: Wasser 1000, Dikaliumphosphat 0,5, Magnesium
sulfat 0,5 sind nach seinen Angaben 44,017 resp. 47,979 mg Stickstoff gebunden worden. An einer anderen
Stelle bemerkt Thiele, daß Kalk „eine anregende, vielleicht eine Reizwirkung ausübt“, aber nur bei An
wesenheit von Mannit; neben Traubenzucker hat Kalk keine günstigen Resultate ergeben. Diese Angaben
stehen in Widerspruch mit den schon oben erwähnten Befunden Stoklasas 6 ), der bei Zusatz von Calcium
carbonat oder Natriumcarbonat zur Nährlösung eine ausgiebigere Stickstoffbindung bei d-Glukose als bei
Mannit feststellte.
Da ich später auf die für das Gedeihen von Azotobacter notwendigen Mineralstoffe nicht mehr
zurückkomme, möchte ich hier bemerken, daß es mir ohne Schwierigkeit gelang, Azotobacter in scheinbar
ganz kalkfreien Nährlösungen zu kultivieren. Die Kulturflüssigkeit bestand aus 100 cbcm doppelt-destilliertem
Wasser, 0,05 g Dikaliumphosphat und 2 g Mannit. Da in solcher Kulturflüssigkeit trotzdem ein lebhaftes
Wachstum dieses Organismus eintrat, was ohne Anwesenheit von Calcium nicht möglich gewesen wäre,
muß die nötige Menge dieser Substanz entweder aus der Wand der Kulturkolben in Lösung gegangen
oder durch andere unvermeidliche Verunreinigungen in die Nährlösungen gelangt sein. Falls also, woran
nach Angabe der Autoren kaum zu zweifeln ist, Calcium wirklich notwendig ist, so genügen jedenfalls die
geringsten Spuren dieses Stoffes, um das Kalkbedürfnis von Azotobacter zu befriedigen. Im allgemeinen
habe ich die Beobachtung gemacht, daß ein Zusatz von 0,1 % kohlensaurem Kalk zur Nährlösung das
Wachstum des Spaltpilzes fördert.
Über den Einfluß von Natriumchlorid auf das Gedeihen von Azotobacter sind bisher noch keine
bestimmten Resultate bekannt. Ich verweise hier auf die Ausführungen auf Seite 281.
Für unentbehrlich zum Gedeihen von Azotobacter gilt im allgemeinen auch Magnesium. Doch hat
Thiele (1. c.) in magnesiumfreien Nährlösungen Azotobacter kultiviert. In einer Nährlösung von der Zu
sammensetzung: 1000 Wasser, 0,5 Dikaliumphosphat, 0,5 Calciumcarbonat wurden 65,573 resp. 74,178 mg
Stickstoff durch Azotobacter gebunden. — Die Kulturflüssigkeit meiner auf Tabelle 8 verzeichneten Kulturen
enthielt ebenfalls kein Magnesium, trotzdem fand in ihnen ein Wachstum von Azotobacter statt. Dieses
Ergebnis scheint mit dadurch beeinflußt zu sein, daß die Kolben aus Jenenser Glas vielleicht Magnesium
haben in Lösung gehen lassen. Deshalb bieten diese Kulturen keinen sicheren Beweis, daß Magnesium
fehlen kann.
Während Beijerinck und van Delden 11 ) Azotobacter die Fähigkeit, Anlaß zu einer beträcht
lichen Stickstoffbindung zu geben, absprechen, die Bindung von Stickstoff in Mischkulturen auf Symbiose
von Azotobacter mit anderen Bakterien beruhend annehmen, glauben Gerl ach und Vogel, Koch,
Kröber, Freudenreich und Stoklasa zum Teil eine beträchtliche Stickstoffzunahme in Reinkulturen
von Azotobacter festgestellt zu haben. Auch Keutner gibt in seiner Arbeit an, daß es ihm „mit Leichtig
keit gelang, Azotobacter chroococcum aus diversen Erdproben des botanischen Gartens zu Kiel zu isolieren
und die Stickstoffbindung durch Reinkultur zu beweisen“. Der Stickstoffgewinn schwankte in einprozentigen
Mannitkulturen zwischen 1 und 4 mg auf 100 cbcm. Thiele 2 ) erzielte als Höchstleistung eine Bindung
von 74,178 mg pro Liter bei Darbietung 15 g Mannit.
Alle Angaben aber stimmen darin überein, daß die Ausbeute an gebundenen Stickstoff eine größere
ist in Mischkulturen als in Reinkulturen von Azotobacter. Von den Symbionten haben nach Angabe von
Beijerinck 11 ) alle Arten der Gattung Granulobacter die Fähigkeit, für sich Stickstoff zu binden, die
durch Symbiose mit Azotobacter erst vollkommen wird. Bac. aerogenes und radiobacter sollen in Reinkultur
keinen Stickstoff binden können und diese Fähigkeit erst durch Symbiose mit Azotobacter erlangen.
Über die gegenseitige Beeinflussung der Symbionten in der Kombination Granulobacter -\- Azotobacter
heißt es ferner, daß wenige Stäbchen von Granulobacter genügen, um ein lebhaftes Wachstum von
Azotobacter zu veranlassen. Das erste Assimilationsprodukt von Granulobacter ist, nach einer bis jetzt
unbewiesenen Hypothese Beijerincks, flüssig und wird als solches von Azotobacter und den anderen