Full text: Weitere Untersuchungen über stickstoffbindende Bakterien

19 
M. Keding, Weitere Untersuchungen über stickstoffbindende Bakterien. 
291 
zentiger Mannitlösung reicht hin, um eine Stickstoffzunahme von 151 mg in 275 g Erde zu veranlassen, 
wenn gleichzeitig dafür gesorgt wird, daß die Erde feucht bleibt und einer Durchlüftung zugänglich ist. 
Der Zusatz von Thomasphosphatmehl scheint ohne Einfluß auf die Wirkung der stickstoffsammelnden 
Bakterien gewesen zu sein. 
Die Stickstoffanreicherung, die in sämtlichen 5 Erdproben stattgefunden hat, wird, wenn man die 
Angaben von Warm bol d (1. c.) in Betracht zieht, noch wesentlich größer sein. Denn die oben 
angegebenen Werte stellen nur die Stickstoffmengen dar, die durch Bakterientätigkeit gebunden worden 
sind; dagegen ist die auf chemischen Prozessen beruhende Stickstoffzunahme nicht in ihnen enthalten. 
Solche Prozesse spielen sich in rohem wie in sterilem Boden ab; dementsprechend hat also auch die Erde 
auf Teller Nr. 4 eine Stickstoffzunahme erfahren. 
Die Stickstoffbindung in Reinkulturen von Azotobacter chroococcum. 
ln diesem Abschnitte beabsichtige ich nochmals den Beweis zu erbringen, daß Azotobacter im 
stande ist, auch in einwandfreien Reinkulturen den atmosphärischen Stickstoff zu binden, was bekanntlich 
von Beijerinck verneint wurde. Um Reinkulturen überhaupt zu erhalten, ging ich von dem ver 
schiedensten Material aus, wie Seesand, Ostseewasser, Plankton, Schlick, verschiedenen Erdproben etc. Aus 
allen diesen Ausgangsmaterialien ließ sich wohl leicht Azotobacter gewinnen, aber Reinkulturen waren nicht 
zu erlangen. Ich kann hier nur die Angaben von Thiele 2 ) bestätigen, die besagen, daß es ihm durchaus 
nicht mit der gewöhnlich behaupteten Leichtigkeit gelungen ist, Reinkulturen von Azotobacter zu erhalten. 
Mir ist es häufig vorgekommen, daß er schon nach dem dritten Überimpfen von den Begleitbakterien 
unterdrückt wurde und überhaupt nicht mehr zur Entwicklung kam. Von der ersten Rohkultur wurde 
wieder in Nährlösungen übergeimpft oder auf Agarplatten. Die weiteren Überimpfungen geschahen meist 
abwechselnd in Nährlösungen oder auf Agarplatten. Zuweilen wurden auch Gipsplatten, die mit Mannit- 
nährlösung getränkt waren, eingeschoben. Auf diesen fand ein sehr intensives Wachstum von Azotobacter 
statt; das Braunwerden der Kolonien trat auf ihnen schon sehr früh ein (auf einer Platte schon nach 
3 Tagen!). Zum Überimpfen wurde eine Platinöse mit Azotobacterkahmhaut in 50 cbcm physiologischer 
Kochsalzlösung aufgeschwemmt, und von diesem Material eine Platinöse voll in die sterilen Nährlösungen 
gebracht, resp. in dem noch flüssigen Agar verteilt. Aber trotz aller Maßnahmen und Bemühungen 
war es nicht möglich, Reinkulturen von Azotobacter zu erhalten. Ein in allen Kolonien vorhandenes 
stäbchenförmiges Bakterium schien von ihm nicht getrennt werden zu können. Vielleicht ist dieses identisch 
mit dem von Thiele 2 ) erwähnten Bad. moleste, soviel man aus seinen bisherigen Angaben schließen kann. 
Bei den im vorhergehenden Abschnitt behandelten Versuchen wurde auch wie erwähnt von jedem 
Teller 0,5 g Erde in stickstofffreie Nährlösungen gebracht. Nun enthielt schon eine aus der Erde auf 
Teller Nr. 6 stammende Kultur nach dem ersten Überimpfen nur noch Azotobacter und den erwähnten 
Begleiter, und zwar ersteren in so großer Mehrzahl, daß ich anfangs der Meinung war, eine Reinkultur 
vor mir zu haben. Die Azotobacterzellen hatten ein durchaus normales Aussehen und waren in lebhafter 
Teilung begriffen. Diese Kultur schien mir als Ausgang für Reinkulturen sehr geeignet, und es gelang 
mir, nach drei Überimpfungen auf einer Agarplatte mehrere Azotobacterkolonien zu finden, die ohne diese 
lästigen Begleiter waren. Von diesen wurde eine Spur in stickstofffreie Nährlösungen, auf Agar- und Gips 
platten ausgesät. In einigen Kolonien trat zwar der Begleiter trotzdem wieder auf, die meisten erwiesen 
sich aber als Reinkulturen von Azotobacter und wurden als Ausgangsmaterial verwendet. 
Da Azotobacter auf Agar- und Gipsplatten besser und schneller wächst als in Nährlösungen wurden 
zuerst eine Anzahl Agarplatten mit dem gewonnenen reinen Impfmaterial beschickt. Eine Platte wurde 
außerdem mit Mykoderma (spez. ?) beimpft. Nach 3 Tagen waren auf allen mit Azotobacter beimpften 
Platten die Impfstriche sichtbar, die sich durchgängig als rein erwiesen. Nach Ablauf von 10 Tagen 
wurden die immer breiter werdenden Impfstriche über die ganze Fläche der Platten verteilt, um eine 
möglichst gute Ausnutzung der Nährstoffe zu ermöglichen. Auf einer Platte hatte sich ein Penicillium 
eingefunden, zwei andere hatten sich während der ganzen Zeit nicht verfärbt, während alle anderen eine 
dunkelbraune Farbe annahmen. Der Grund für das abweichende Verhalten des Spaltpilzes auf diesen 
Wissensch. Meeresuntersuchungen. K. Kommission Kiel. Band 9. 29
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.