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M. Ke ding, Weitere Untersuchungen über stickstoffbindende Bakterien.
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Impfmaterial verwandt. Bei Lathyrus vernas, Phaseolus vulgaris, Pisum sativum kam es in einigen Fällen
vor, daß sich Azotobacter überhaupt nicht entwickelte. In den übrigen Kulturen war er vorhanden,
jedoch sprachen keine Anzeichen dafür, daß er in dem angewandten Impfmaterial zahlreicher wäre als in
der Erde von anderen Teilen der Beete.
Anders gestalteten sich die Versuche, wenn die Wurzeln dieser Pflanzen von der anhaftenden
Erde befreit wurden, indem sie ca. 5 Minuten unter der Wasserleitung mit starkem Strahle gespült wurden.
In den Nährlösungen, die mit so gereinigten Wurzelstückchen beschickt wurden, entwickelte sich Azotobacter
überhaupt nicht, und auch keine anderen Bakterien; sie blieben 4 Wochen lang klar. Auch konnte, wenn
mit einem sterilen Skapell die obersten Zellschichten der Wurzeln abgeschabt wurden, aus diesem Impf
material Azotobacter nicht gewonnen werden. Im gedüngten Gartenboden stehen Azotobacter genügend
Kohlenstoffverbindungen zur Verfügung, so daß ein engerer Anschluß an die höheren Pflanzen überflüssig
wird. Das an solchen Verbindungen um vieles ärmere Meerwasser und der Dünensand können den An
sprüchen an die Ernährung nicht genügen; daher werden von Azotobacter solche Stellen aufgesucht, wo
günstigere Ernährungsbedingungen vorhanden sind, im Meere die Algen, im Dünensande die Wurzeln der
Strandpflanzen.
In Einklang mit diesen Resultaten stehen die Befunde, welche bei Keimwurzeln gemacht wurden.
Hätte sich herausgestellt, daß Azotobacter ganz allgemein an der Wurzeloberfläche oder in den obersten
Zellschichten der Wurzeln vorkomme, so konnte man vermuten, daß er schon mit den Samen in den Boden
gelangt sei, in der Weise etwa, daß in den Gewebeschichten des Samens einzelne im Dauerzustände
befindliche Azotobacterzellen vorhanden wären, die sich beim Auskeimen der Wurzeln dann vermehrten.
Durch eine Anzahl von Versuchen wurde jedoch festgestellt, daß die Keimwurzeln und folglich auch die
Samen frei von Azotobacter sind. Die Ausführung dieser Versuche geschah folgendermaßen: eine Anzahl
Früchte von Zea Mais und Phaseolus vulgaris wurden mit einer harten Bürste und Seife sorgfältigst ge
reinigt, mit Wasser mehrere Male gewaschen, darauf 2 Minuten lang mit einer 0,1 prozentigen Sublimat
lösung behandelt und schließlich in einem sterilen Gefäß mit sterilem Wasser abgespült. Das Keimen
geschah in einem sterilen Glastrog mit feuchtem sterilen Sägemehl, der mit einer Glasplatte bedeckt war.
Als die Keimwurzeln ca. 1 cm lang waren, wurden mit einem sterilen Skapell kleine Wurzelstückchen ab
geschnitten und in stickstofffreie Nährlösungen gebracht, in denen jedoch bei einer Kulturzeit von 4 Wochen
keine Bakterienentwickelung eintrat.
Lebensdauer von Azotobacter in trockener Erde.
Von allen stickstoffassimilierenden Bodenbakterien ist bisher Azotobacter chroococcum am meisten
zu Untersuchungen benutzt worden, einerseits weil die andern teils schwieriger in Reinkultur zu erhalten,
teils hinsichtlich ihrer Kulturbedingungen noch wenig bekannt sind, andererseits weil Azotobacter
überall vorhanden und mit Leichtigkeit zu identifizieren ist und, wie meistenteils berichtet wird, leicht in
Reinkultur kultiviert werden kann. Was in ernährungsphysiologischer Hinsicht über Azotobacter bekannt
ist, ist schon in der Einleitung erwähnt worden, ebenso die Abhängigkeit von Temperatur und anderen
äußeren Einflüssen.
Im folgenden soll untersucht werden, ob die Lebensfähigkeit von Azotobacter nach längerem Aus
trocknen erlischt, und sein Assimilationsvermögen allmählich abnimmt, oder ob er zu jenen Organismen
gehört, die eine längere Trockenperiode unbeschadet aushalten können. Die zu diesen Versuchen erforder
liche Erde wurde am 25. Januar 1905 vom Umbelliferenbeet des botanischen Gartens entnommen bei einer
Lufttemperatur von —3°. Eine Probe wurde von der Oberfläche des Bodens, der an dieser Stelle gleich
falls eine Temperatur von —3° hatte, entnommen, eine zweite aus einer Tiefe von 20 cm (Temp. — 0°),
eine dritte aus einer Tiefe von 35 cm (Temp. —0°) und die letzte aus einer Tiefe von 75 cm, wo der
Boden nicht mehr gefroren war (Temp. +1°). Diese vier Erdproben wurden auf Tellern ausgebreitet, die
mit Glasplatten bedeckt, anfangs in einem ungeheizten Raume aufbewahrt wurden, um ein zu plötzliches
Auftauen der Erde zu verhindern, was eventuell eine Schädigung der in der Erde vorhandenen Bakterien
zur Folge hätte haben können. Weiterhin wurden diese Proben auf einem Bord im geheizten Zimmer