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eines ununterbrochenen Verkehrs zu allen Jahres
zeiten, müssen die Häfen, welche tiefer gehenden
Schiffen keinen Zutritt gewähren, einen Teil ihres
Verkehrs an Vorhäfen abgeben, die infolgedessen
bedeutend an wachsen. Das Wachstum und die
Verkehrsbedeutung solcher Vorhäfen und Tochter
städte richtet sich einmal nach der Tiefe des Fahr
wassers und ferner nach dem Verkehrsbedürfnis
der landeinwärts liegenden Mutterstadt. Die ver
schiedene Einwohnerzahl Bremerhavens und Cux
havens kann man schon allein aus der Tatsache
verstehen, dass „auf Bremerhaven die Hälfte aller
bremischen Ankünfte, auf Cuxhaven aber nur '/ 10
derer von Hamburg“ entfallen. 1 )
Als Vorhäfen ziehen auch Burgstaken auf
Fehmarn, Wiek, Kreis Greifswald, Neufahrwasser,
Pillau u. a. m. Nutzen aus dem Verkehr der zurück
liegenden grossem Stadt. Wenn der Handel Danzigs
und Königsbergs mit ihren beiden Vorhäfen, im
Verhältnis zu dem grossen Flussgebiet der Weichsel
und des Pregels und der leichten Verkehrsmöglichkeit
nach Russland, nicht noch besser auf eine Verdich
tung der Besiedelung wirkt, so liegt das daran,
dass für die Instandhaltung der Weichselfahrstrasse
von russischer Seite nicht die nötige Sorgfalt ange
wendet wird und dass ferner die Grösse des Verkehrs
von der Handelspolitik Deutschlands und Russlands
abhängt.
Ein gefährlicher Konkurrent ist den Seestädten
Ost- und Westpreussens auch in Libau erwachsen,
das durch seine direkten Bahnverbindungen mit
dem westlichen russischen Binnenlande bis Moskau
einen grossen Teil des früher durch deutsche See
häfen vermittelten Verkehrs nun selbst besorgt.
‘) Vgl. Dr. Fr. Tetens: Ueber Bremens Bedeutung als
Handelsplatz in D. geogr. Blätter, 27. Bd., Heft 3 und 4.