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Das Zusammenstrahlen guter See- und Land
wege bei den Küstensiedelungen ist eine unerläss
liche Bedingung, wenn der Verkehr günstig wirken
soll. Wo wir keine natürlichen, bequemen Ver
bindungswege antreffen, und dieselben künstlich
herzustellen, schwierig ist, da ist der Verkehr nicht
imstande, eine stärkere Volks Verdichtung hervor
zurufen. So ist die Verbindung der Marschküsten-
orte mit dem Hinterland durch feste Strassen
unzureichend und deshalb kann der Verkehr nicht
besonders günstig auf diese Siedelungen wirken.
Diesem Uebelstand wird in den letzten Jahren mehr
und mehr abgeholfen, indem durch Anlage von
Kunststrassen eine gute Verkehrsbasis geschaffen
wird. Wo mehrere Strassen zusammenlaufen, bildet
sich ein kleines Verkehrszentrum mit grösserer
Volksdichte. So münden bei Karolinensiel im Kreise
Wittmund vier gute Verkehrsstrassen, die von vier,
jedesmal um 90° auseinanderliegenden Richtungen
den Verkehr hier zusammenstrahlen lassen, und sie
haben bewirkt, dass dieser Ort alle andern Siede
lungen des Kreisstreifens, die keine so günstigen
Verkehrswege aufweisen, um mehr als das vierfache
überragt.
Die Geestorte, von denen freilich nur wenige
in unsern Küstenstreifen fallen, sind durch den
Verkehr stets mehr begünstigt gewesen, als die
Siedelungen der Marsch, weil hier die Anlage von
Strassen verhältnismässig nicht schwierig war.
Hier finden wir auch eine Reihe Städte; in der
Marsch nur wenige: Emden, Leer, Norden. Zur
Aufschliessung der Küstenorte der Nordsee haben
auch die Küstenbahnen beigetragen, die den Siede
lungen die Möglichkeit gewähren, ihre landwirt
schaftlichen Produkte bequemer abzusetzen, und
durch die Einbeziehung dieser Orte in den Verkehr
auch anderweitig auf das Leben derselben vorteil
haft wirkten.